Eine Frau hält sich eine Glühbirne über den Kopf

Erfindungen

Erfinder

Nur wenige Erfinder werden so berühmt wie Albert Einstein und Thomas Alva Edison. Die meisten klugen Köpfe geraten in Vergessenheit – obwohl sie Dinge geschaffen haben, die heute zum Alltag gehören.

Von Ulrike Vosberg und Franziska Badenschier

Frühe Erfinder

Der Traum vom Erfolg ist für viele Erfinder mit dem Wunsch verbunden, reich und berühmt zu werden und Anerkennung zu erhalten. Vergönnt ist dieser Erfolg jedoch nur wenigen. Heron von Alexandria ist ein Beispiel dafür.

Heron lebte und wirkte im 1. Jahrhundert nach Christus in Alexandria, dem Zentrum griechisch-römischer Wissenschaft. Der Mathematiker und Ingenieur konstruierte schwere Türen, die sich wie von Geisterhand öffneten, wenn ein Priester das heilige Feuer in einer Schale vor dem Tempel entzündete.

Das war aber keine Zauberei: Heron erhitzte Wasser und erzeugte so Wasserdampf. Den Druck, der so entstand, nutzte der Ingenieur, um Seilwinden zu bewegen. Er hatte eine Dampfmaschine erfunden. Doch die Griechen sahen in der Tür eher eine Mechanik-Spielerei.

Auch die Römer, die von Technik begeistert waren, fanden keine Verwendung für eine Dampfmaschine, die Arbeitskraft ersetzen konnte. Das Imperium verfügte schließlich über genug Sklaven. So geriet Herons Wissen in Vergessenheit – und Dampf als Antriebskraft blieb bis ins späte 17. Jahrhundert ungenutzt.

Der Kampf ums Patent

Wer hat's erfunden? Mit dieser Frage müssen sich viele Erfinder auseinandersetzen. Oft gelangen mehrere Tüftler unabhängig voneinander zur gleichen Erkenntnis. Die ersten erfolgreichen Flugversuche werden meist den Gebrüdern Wright zugeschrieben.

1903 flogen die beiden das erste Mal mit einem selbst konstruierten Doppeldecker-Motorflugzeug. Doch bereits zwei Jahre zuvor soll der gelernte Motorenschlosser Gustav Weißkopf motorisiert geflogen sein. Der Deutsche, der in den USA lebte, soll für eine halbe Meile vom Boden abgehoben sein. Von dieser Premiere gibt es jedoch keine Fotos.

Das Telefon ist ebenfalls ein Kind vieler Väter. Im Kampf um das Patent setzte sich Alexander Graham Bell durch. Er reichte seinen Patentantrag am 14. Februar 1876 ein – zwei Stunden früher als Elisha Gray. Vielleicht gebührt der Ruhm aber sogar einer dritten Person.

Bereits 1861 telefonierte der Deutsche Philipp Reis mit einem von ihm erfundenen Apparat. Leider fehlte ihm das nötige Geld, um die Technik seines Telefons zu verbessern und das Potenzial seiner Erfindung auszuschöpfen. Reis starb verbittert 1873.

Telefonapparat OB-05 aus dem Jahr 1906

Heute nicht mehr wegzudenken – das Telefon

Erfinder im 21. Jahrhundert

Im 21. Jahrhundert ist die Konkurrenz groß – vom Hobby-Erfinder bis zum Profi, der in der Forschung arbeitet. Und die Märkte sind gesättigt: Es ist schwer, etwas wirklich Neues zu erfinden und eine richtige Sensation zu landen.

Das zeigen auch die Zahlen des Deutschen Patent- und Markenamtes: 2016 wurden exakt 67.897 Patente angemeldet, aber erteilt wurden davon nur 15.693. Das bedeutet noch nicht, dass das Patent auch erfolgreich umgesetzt wird. Nur wenigen Erfindern gelingt es, ihr Patent zu vermarkten.

Ein genialer Gedanke allein reicht eben nicht aus. Der moderne Erfinder muss sich und seine Innovationen geschickt managen – und das ist nicht einfach. Ein Tüftler kann sich aber Unterstützung holen, etwa vom Projekt SIGNO.

Das ist die Förderinitiative "Schutz von Ideen für die gewerbliche Nutzung". Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unterstützt mit diesem Projekt Erfinderclubs an Hochschulen und in Unternehmen sowie einzelne Erfinder in Deutschland.

Die größte unabhängige Vereinigung von Erfindern in Deutschland ist der Deutsche Erfinder-Verband (DEV) mit 500 Mitgliedern.

Holzstempel mit dem Schriftzug "patent"

Ersehnt: der Patentstempel

Verrückt oder genial?

Wodurch unterscheiden sich Erfinder von anderen Menschen? Was hat sie infiziert? Sind sie verrückt oder einfach genial?

"Sie sind beharrlich, eher praktisch veranlagt und mit einer ordentlichen Portion Vorstellungskraft gesegnet", sagt Karl Bauch. Er ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Erfinder-Verbands und selbst Tüftler: "Fürs Erfinden geht eigentlich meine ganze Freizeit drauf. Und wenn ich mal nicht erfinde, dann bin ich anders kreativ. Dann schreibe ich ein Gedicht."

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 24.10.2018)

Quelle: WDR

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