Patriarch Kyrill I.

Christentum

Die christlich-orthodoxen Kirchen

Katholische und evangelische Kirchen kennen die meisten, aber auch die orthodoxen Christen sind bei uns stark vertreten: Etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland gehören zu dieser Glaubensrichtung.

Von Daniel Schneider

Ebenso wie die Katholiken sehen auch die orthodoxen Christen ihre Kirche als die ursprüngliche an. Sie entwickelte sich auch aus den Urgemeinden heraus und unterschied sich von der katholischen Kirche anfangs vor allem in der Sprache und der geographischen Lage.

Im westlichen, lateinisch-sprachigen Rom war der Papst Oberhaupt der Kirche und im griechisch-sprachigen Teil des Ostens waren es mehrere so genannte Patriarchen (Metropoliten), die die Entscheidungen in Bezug auf die christliche Glaubenspraxis trafen.

Die letztliche Spaltung zwischen Katholiken und Orthodoxen fällt in die Regierungszeit des katholischen Papstes Leo IX und des orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel Michael I. Kerullarios.

Politik und Religion waren damals eng miteinander verbunden. 1054 eskalierte ein Streit zwischen Patriarch und Papst, bei dem es um Machtstreitigkeiten, aber auch um unterschiedliche Glaubenspraxis ging. Sie belegten hochrangige Mitglieder der jeweils anderen Kirche mit einem Bann, also einer Ausweisung aus der Kirche und Gemeinschaft.

Als dann 1204 römische Kreuzfahrer in den östlichen Teil des römischen Reichs einfielen und plünderten, war die Trennung endgültig besiegelt und für alle spürbar.

Auch orthodoxe Christen glauben an den dreifaltigen Gott als Vater, Jesus Christus und Heiligem Geist sowie an die Auferstehung. Heute gibt es verschiedene orthodoxe Kirchen, die sich zum Teil an Nationalstaaten orientieren. In Deutschland finden sich zum Beispiel Anhänger der griechisch-orthodoxen, der rumänisch-orthodoxen, der russisch-orthodoxen, der serbisch-orthodoxen oder der ukrainisch-orthodoxen Kirche.

Griechisch-orthodoxe Kirche in Esslingen am Neckar

Griechisch-orthodoxe Kirche in Esslingen am Neckar

Die orthodoxen Kirchen haben meist sieben Mysterien, die mit den sieben Sakramenten der römisch-katholischen Kirche vergleichbar sind.

In der orthodoxen Glaubenspraxis spielen die Heiligen eine große Rolle, die auf reich geschmückten Bildern ("Ikonen") dargestellt werden. Die Ikonen werden von den orthodoxen Gläubigen verehrt, wobei es nicht um die Bilder oder die Heiligen selbst geht, sondern um die damit verbundene göttliche Wahrheit.

Eine Nonne küsst eine Ikone im Dreifaltigkeitskloster Saharna (Republik Moldau)

Orthodoxe Ikonen werden aufwändig geschmückt und von den Gläubigen verehrt

Orthodoxe Christen feiern die kirchlichen Feste zu einem anderen Zeitpunkt als der Rest der Christenheit. Denn während sich Katholiken und Protestanten nach dem gregorianischen Kalender richten – also nach dem aktuellen "normalen" Datum, das auch offiziell in Deutschland und den meisten Teilen der Welt gilt –, nutzen die orthodoxen Kirchen weiterhin den alten julianischen Kalender, der schon zu Lebzeiten von Jesus Christus galt.

Das heißt: Ostern verschiebt sich um 13 Tage nach hinten und das Weihnachtsfest liegt jedes Jahr auf dem 6. und 7. Januar.

Weltweit haben die orthodoxen Kirchen rund 250 Millionen Mitglieder, davon etwa 1,5 Millionen in Deutschland (Stand 2022). Darunter sind vor allem Zuwandererfamilien: aus Griechenland, Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Georgien und der Ukraine. Die Gottesdienste werden auch in Deutschland oft auf Griechisch oder Russisch gehalten.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 16.05.2024)

FACHBERATUNG

Prof. Konstantin Lindner
Institut für Katholische Theologie / Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts, Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Quelle: WDR

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