Nikotin

Wege von der Nikotinsucht loszukommen

Mehr als jeder vierte Deutsche greift täglich zur Zigarette. Laut einer Studie der Europäischen Kommission versuchen fast zwei Drittel aller Raucher wenigstens einmal in ihrem Leben, mit dem Rauchen aufzuhören.

Von Sven Gummich

Raucherentwöhnung leicht gemacht?

So einfach der Einstieg ist, so schwierig ist es, mit dem Rauchen aufzuhören. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Angeboten für die Raucherentwöhnung. Sie reichen von der sogenannten Schlusspunkt-Methode bis zur Therapie mit Nikotin-Ersatzpräparaten oder der Anti-Raucher-Spritze.

Ohne den eigenen Willen, sich vom Nikotin befreien zu wollen, läuft aber gar nichts. Wie wählt man den besten Zeitpunkt? Wie bekämpft man das unwiderstehliche Verlangen nach der allerletzten Kippe?

Willenskraft ist wichtig!

Oft setzen sich Raucher ein festes Datum, an dem sie aufhören wollen. Mit dieser sogenannten Schlusspunkt-Methode gelingt es laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung immerhin 80 Prozent der Entschlossenen, auch tatsächlich aufzuhören.

In manchen Fällen sind allerdings Begleitmaßnahmen wie Nikotintherapie, ärztliche Versorgung oder Verhaltenstherapie erforderlich.

Verhaltenstherapie

In Einzel- oder Gruppengesprächen werden Schlüsselsituationen analysiert (Wann rauche ich?) und Alternativen gesucht (Was kann ich statt dessen tun?). Ziel ist es, diese Situationen zu kontrollieren, die Einstellung des Nikotinabhängigen zu ändern und möglichen Rückfällen vorzubeugen.

Solche Formen der Therapie dauern meist recht lange, haben dafür aber auch hohe Erfolgsaussichten. Vor allem wird verhindert, auf eine andere Droge wie zum Beispiel Alkohol umzusteigen.

Nikotintherapie

Was dem Körper in der Entwöhnung zu fehlen scheint, ist Nikotin. Nichts einfacher also, als ihm das in kleinen Dosen zuzuführen. Mit Nikotinpflastern oder -kaugummis geschieht dies über die Haut und die Schleimhäute. So werden die Rezeptoren bei Laune gehalten und die Erfolgsaussichten steigen um das Doppelte.

Das macht natürlich nur Sinn, wenn mit der Zeit die Nikotinmengen reduziert werden. Weil allerdings die stimmungsaufhellende Wirkung aus dem Pflaster oder dem Kaugummi einige Minuten auf sich warten lässt, sind viele Raucher nicht begeistert von der Nikotintherapie. Sie sind die schnellere Aufnahme durch das Inhalieren des Zigarettenrauches gewohnt.

Pfladter sind eine Möglichkeit der Nikotintherapie | Bildquelle: dpa/Marcus Brandt

Akupunktur

In der chinesischen Heilkunde geht man davon aus, dass es am Ohr drei Suchtpunkte gibt. Werden die durch Nadeln stimuliert, tritt beim Patienten eine angenehme Befriedigung ein. Während einer Sitzung behält der Nikotinabhängige die Nadeln eine Weile im Ohr.

Oft wird empfohlen, die Sitzung zwei- bis dreimal zu wiederholen. Akupunktur wirkt immer nur ergänzend. Wenn der Wille zum Aufhören nicht da ist, hat diese alternative Methode wenig Erfolgsaussichten.

Die chinesische Medizin geht von Suchtpunkten im Ohr aus | Bildquelle: WDR/mauritius images

Hypnose

Während einer Hypnose-Therapie versetzt der Therapeut den Nikotinabhängigen in einen Trancezustand. Durch Suggestion wirkt er auf das Unterbewusstsein des Patienten ein.

Rauchen verbindet der Therapeut mit unangenehmen Vorstellungen, wohingegen Nichtrauchersituationen mit positiven verknüpft werden. Die Erfolgsaussichten sind allerdings stark schwankend. Für die Aussage zur Wirksamkeit der Therapie ist die wissenschaftliche Studienlage noch zu dünn.

Mit Glückshormonen gegen die Nikotinsucht

Im Jahr 2000 wurde das Antidepressivum Zyban in Deutschland als Mittel zur Rauchentwöhnung zugelassen. Der Wirkstoff Bupropion führt im Gehirn zu einer mit dem Nikotin vergleichbaren Wirkung: Das Glückshormon Dopamin und der Botenstoff Noradrenalin werden verstärkt ausgeschüttet. Damit sollen die Entzugserscheinungen gemildert werden.

Nachteil: Zyban kam recht bald in die Schlagzeilen wegen seiner zum Teil drastischen Nebenwirkungen. Die reichten von Schlafstörungen bis hin zu epileptischen Anfällen. Das rezeptpflichtige Zyban sollte deshalb nur nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

Antikörper gegen Rauchen

Wissenschaftler in Amerika, England, den Niederlanden und der Schweiz arbeiten seit einigen Jahren an einer Impfung, die Raucher dauerhaft von der Sucht befreien soll. Dabei wird das Nikotin, bevor es in die Blutbahn kommt, von speziellen Antikörpern gebunden und ausgeschieden. So kann es nicht ins Gehirn gelangen und es kommt zu keinem Ausschuss an Glückshormonen.

Erste Versuchsreihen mit einem neuen Impfstoff in den USA konnten bereits erste Erfolge zeigen. Probanden, bei denen besonders viele Antikörper im Blut nachgewiesen werden konnten, verzichteten am häufigsten auf Zigaretten. Wie gut und zuverlässig eine Impfung tatsächlich wirkt, muss jedoch noch in weiteren Testreihen geklärt werden.

(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 08.05.2020)