Die meisten IQ-Tests sind standardisiert
Bestimmte Eigenschaften werden in allen Intelligenz-Tests untersucht: etwa die Fähigkeit, komplexe Aufgaben zu lösen (Verarbeitungskapazität) und die Fähigkeit, für Probleme möglichst vielfältige Lösungen zu finden (Einfallsreichtum).
Eine wichtige Rolle spielen auch Merkfähigkeit, Bearbeitungsgeschwindigkeit und Konzentrationsfähigkeit. Diese Eigenschaften werden in den Testfragen mit Wörtern, Zahlen oder Bildern kombiniert, da Menschen auch diese unterschiedlich verarbeiten.
Abweichungen gibt es dann je nach Zweck des Tests und von der Intention der Testentwickler. Standardisierte IQ-Tests wie der Berliner Intelligenzstruktur-Test liefern Anhaltspunkte für Schuleignungstests (Lernstörungen, Hochbegabte), psychische Probleme (Diagnose von Hirnschäden, Straftäteruntersuchungen) oder den Berufseinstieg.
Aus dem Ergebnis kann, je nach Test, der Intelligenzquotient der Testperson ermittelt werden. Der geschätzte Durchschnittswert in der deutschen Bevölkerung liegt beim Berliner Intelligenzstruktur-Test bei 100.
Die meisten Deutschen erzielen einen Wert zwischen 85 und 115. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung erreichen Werte unter 69, weitere zwei Prozent 130 und mehr. Letztere zählen damit zu den Hochbegabten.
Ein Intelligenztest ist jedoch kein Kriterium für die tatsächliche Leistungsfähigkeit eines Menschen, diese hängt von vielen anderen Faktoren ab.
Kulturelle Besonderheiten spielen eine Rolle
Eine Rolle spielt etwa die Kultur, in der der Proband lebt oder aufgewachsen ist. So kann ein und derselbe Test nicht weltweit eingesetzt werden. Vor allem wenn er sprachliche Fähigkeiten in Form von Wortschatzaufgaben testet.
Auch in Bezug auf Alltagsgegenstände oder Bilderergänzungstests gibt es große kulturelle Unterschiede. In anderen Kulturen denken die Menschen anders – aber sind deswegen nicht weniger intelligent.
Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden potenzielle Einwanderer in die USA auf Eignung getestet. Italiener etwa erreichten bei diesen Tests damals nur unterdurchschnittliche Werte – die nächste Generation wiederum erreichte den Durchschnitt der US-Bevölkerung. Dasselbe galt für andere Nationalitäten.
Auch IQ-Testvergleiche zwischen schwarzen und weißen Amerikanern führten lange Zeit zu Unterschieden von 10 bis 15 IQ-Punkten. In den Ergebnissen spiegelte sich jedoch keine geringere Intelligenz wider, sondern kulturelle Unterschiede und Bildungsunterschiede. Rassistische Vorurteile, die sich daraus ergaben, waren und sind völlig unhaltbar.
Zwischen Männern und Frauen gibt es keinen Unterschied
Und wie hält es sich mit der antiquierten Aussage, Frauen seien dümmer als Männer? Ebenfalls ein reines Vorurteil! Beide Geschlechter sind unter dem Strich gleich intelligent, wie der Blick auf die Testergebnisse zeigt.
Nachteile auf einem Gebiet werden durch Vorteile auf einem anderen ausgeglichen. So übertreffen Frauen Männer in puncto verbale Fähigkeiten, vor allem im Sprachausdruck. Dafür haben Männer einen Vorsprung bezüglich räumlichen Vorstellungsvermögens und bei der Orientierung.
Interessanterweise erzielen Männer bei IQ-Tests häufiger extrem hohe, aber auch häufiger extrem niedrige IQ-Werte. Bei Frauen sind solche Schwankungen nicht so stark ausgeprägt.
Eine Frage der Tagesform
Nicht nur kulturelle Hintergründe und das Geschlecht beeinflussen das Testergebnis. Auch körperliche Beschwerden, der Hormonspiegel und das Gemüt haben Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit.
Allerdings schneiden Menschen mit einer gewissen Grundintelligenz immer in einem bestimmten Rahmen ab. Das Wissen um die eigene Intelligenz sorgt offenbar dafür, dass die Probanden mit einem gewissen Selbstbewusstsein an die IQ-Tests herangehen.
Festzuhalten bleibt also, dass IQ-Tests derzeit die einzige Möglichkeit bieten, um annähernd zu ermitteln, über welche geistigen Fähigkeiten ein Proband verfügt. Gleichzeitig sind die Ergebnisse jedoch mit Vorsicht zu genießen.
Im Übrigen: Seriöse standardisierte, von Wissenschaftlern entwickelte IQ-Tests sind nicht öffentlich zugänglich. Es erfordert einen ausgebildeten Testleiter, meist einen Psychologen, der den Test korrekt auswertet und das Ergebnis interpretiert. IQ-Tests in Zeitschriften oder Fernsehsendungen sind deshalb kaum aussagekräftig.
(Erstveröffentlichung: 2002. Letzte Aktualisierung: 27.01.2020)