Mann und Frau fahren mit Pedelecs einen Berg hoch

Fahrräder

Elektrofahrräder

Fahrräder mit Elektroantrieb sind gefragt. Sie unterstützen Radfahrer auf langen Wegen und bei steilen Anstiegen mit einem Motor. Doch ganz ohne eigene Muskelkraft geht es nicht.

Von Claudia Füßler

Die Hersteller können die Nachfrage kaum bedienen

Am Anfang wurden sie noch belächelt: Menschen, die sich auf ein Fahrrad mit Elektromotor setzten. Sie galten als unsportlich und faul. Doch der motorisierte Drahtesel setzte sich durch. Heute ist die Nachfrage so groß, dass die Hersteller kaum hinterher kommen mit der Produktion.

Wer ein gutes Modell kaufen möchte, muss derzeit eine längere Wartezeit einkalkulieren. "Auch unter Sportlern ist das Pedelec inzwischen völlig akzeptiert", sagt Hannes Neupert, Vorsitzender des Vereins Extra Energy, der E-Bikes und Pedelecs unabhängig testet.

E-Bike? Pedelec? Elektrorad? Wie heißt das eigentlich richtig? Generell fallen alle elektrisch unterstützten Fahrräder unter den Begriff Elektrofahrrad oder kurz Elektrorad. Danach wird unterschieden in Pedelecs, schnelle Pedelecs (S-Klasse) und E-Bikes.

Hinterrad eines weißen E-Mountainbikes groß, vorne ein weiterer Radler am Berg

Auch viele Mountainbiker sind vom Pedelec inzwischen überzeugt

Drei Typen von Elektrorädern

Der Elektromotor des Pedelecs (Pedal Electric Cycle) unterstützt die Anstrengungen des Radfahrers, wenn dieser in die Pedale tritt. Bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde: Wer mit einem Pedelec noch schneller fahren will, muss kräftig in die Pedale treten und den Rest mit reiner Muskelkraft schaffen.

Wie stark der Motor beim Radeln hilft, hängt davon ab, wie stark der Fahrer tritt, und kann bei den meisten Rädern individuell eingestellt werden.

Das Pedelec ist nach dem Straßenverkehrsgesetz ein Fahrrad. Jeder darf es ohne Altersbeschränkung fahren, es gilt keine Helmpflicht und der Fahrer muss keinen Führerschein haben. Auch eine Zulassung ist nicht nötig. 

Anders verhält es sich mit den schnellen Pedelecs, die auch als Schweizer Klasse oder S-Klasse bezeichnet werden. Diese gehören per Definition zu den Kleinkrafträdern.

Auch wenn sie so funktionieren wie ein Pedelec, ist der Motor hier um einiges leistungsfähiger: Er wird erst bei einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde abgeschaltet. Die erlaubte Maximalleistung liegt derzeit bei 500 Watt, bei den normalen Pedelecs sind es 250 Watt.

So reizvoll es ist, mit einem so schnellen Elektrofahrrad durch die Gegend zu düsen: Viel Bürokratie mildert den Spaß. Um überhaupt eine S-Klasse fahren zu dürfen, muss man mindestens 16 Jahre alt und im Besitz der Fahrerlaubnis Klasse AM sein.

Das Rad braucht zudem ein kostenpflichtiges Versicherungskennzeichen und eine Betriebserlaubnis beziehungsweise Einzelzulassung des Herstellers vom Kraftfahrtbundesamt.

Die Fahrer der schnellen Pedelecs müssen einen Helm tragen und dürfen im Gegensatz zu den normalen Pedelec-Fahrern keine Radwege benutzen. Auch dann nicht, wenn diese für Mofas freigegeben sind.

Alter Mann auf dem Pedelec, im Hintergrund blauer Himmel

Ein Helm ist sinnvoll, aber nur für S-Klassenräder Pflicht

Als E-Bike bezeichnen Fachleute das, was gemeinhin als Mofa bekannt ist. Ein Fahrrad, das mithilfe eines Elektroantriebs fährt, ohne dass der Fahrer dafür in die Pedale treten muss. Wenn die Motorleistung unter 500 Watt und die Höchstgeschwindigkeit unter 20 Kilometern pro Stunde liegt, dann gilt das Gefährt als Kleinkraftrad.

Wer ein solches E-Bike fahren möchte, benötigt ebenfalls einen Versicherungsschein und eine Betriebserlaubnis. Ein Helm und ein Führerschein sind nicht nötig, der Fahrer braucht aber eine Mofaprüfbescheinigung. Und Kraft in den Beinen: Wer schneller als 20 Kilometer pro Stunde sein will, muss das durch Eigenleistung schaffen.

Mountainbiker schaffen mehr Gipfel pro Tag 

Mehr als 95 Prozent der verkauften Elektrofahrräder sind klassische Pedelecs, schätzt Hannes Neupert von Extra Energy. "Die sind leistungsfähig und unkompliziert in der Anschaffung. Außerdem können Eltern hier zum Beispiel auch einen Kinderanhänger anbringen, was bei den schnellen Pedelecs nicht erlaubt ist."

Den Erfolg der Elektroräder vergleicht Neupert gerne mit der Erfindung des Skiliftes. Der habe dafür gesorgt, dass aus einer harten Sportart eine geworden ist, bei der jeder den Berg hochkommt und dann die Abfahrt genießen kann.

"Mithilfe der Motorunterstützung kommen jetzt mehr Leute den Berg hinauf, allerdings müssen sie durchaus einen eigenen Beitrag dafür leisten, denn ohne Zutun funktioniert vielleicht ein Skilift, aber kein Elektrorad", sagt Neupert.

Vor allem würden von den neuen Fahrrädern nicht nur diejenigen profitieren, die es vorher nicht den Berg hinauf geschafft haben. Auch passionierte Mountainbiker haben die Vorteile erkannt: Statt einem Gipfel schaffen sie an einem Tag zwei, drei oder vier.

Der Trainingseffekt wird dabei sogar verstärkt. Weil die Sportler nicht so schnell ausgepowert sind wie bei einem einmaligen Anstieg aus reiner Muskelkraft, können sie über einen längeren Zeitraum trainieren. Zudem ist das Bergfahren mit einem Elektrorad gelenkschonender, sagt Neupert.

Zwei ältere Herren mit Mountainbike-Pedelecs stehen und suchen den Weg

Wer mit dem Pedelec den Berg erklimmt, trainiert gelenkschonender

Der Akku hält für etwa vier Stunden Fahrt

Technisch gesehen stehen die Elektroräder noch am Anfang ihrer Entwicklung. Sie sind derzeit wie ein offener Baukasten gestaltet: Es gibt den Fahrradrahmen, und alle anderen Teile wie der Motor und die Akkus werden drangeschraubt.

"Das ist ein Christbaumdesign, das wir in acht bis zehn Jahren so nicht mehr haben werden", sagt Neupert. "Dann sind beispielsweise der Motor und die Kabel im Rahmen versteckt."

Ein Schwachpunkt der Pedelecs sind bisher die Akkus. Auch wenn diese stetig leistungsfähiger werden: Für einen Tagesausflug langt es noch immer nicht. Etwa vier Stunden Fahrt sind bei normaler Nutzung im Schnitt möglich.

Sobald der Radler jedoch im dichten Stadtverkehr ins Stop-and-go gerät oder hohe Lasten transportiert werden, verringert sich die Laufzeit deutlich.

Die Lösung könnte in einer neuen Infrastruktur liegen. In der Region um den Tegernsee, den Schliersee und den Achernsee werden seit 2012 Ladeschlosskabel getestet. Dabei wird das Elektrorad aufgeladen, während es parkt.

Die Akzeptanz des Elektrofahrrades spiegelt sich nicht nur darin, dass es jetzt auch die sportlicheren Varianten gibt. Fahrradverleihstationen in vielen deutschen Städten setzen zunehmend auf die Elektrovariante.

Der Antrieb wird auch bei Lastenrädern geschätzt. Wer einiges zu transportieren hat, ist froh um jede Hilfe. Allerdings hat diese auch ihren Preis: Ein Pedelec-Lastenrad kostet um die 4000 Euro, normale Pedelecs sind ab 2000 Euro zu haben.

Lastenrad mit Elektroantrieb, Radler ist ein Mann

Ein Elektroantrieb hilft auch dabei, Schweres zu transportieren

(Erstveröffentlichung: 2016. Letzte Aktualisierung: 18.01.2021)

Quelle: WDR

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