Unterarten
Der Braunbär ist ein Einzelgänger mit einem festen Territorium. Sein Lebensraum sind die Steppen der Tundra, Bergwiesen und dichte Wälder. Heute noch anzutreffen ist der Braunbär in Europa, im westlichen Nordamerika und in Asien.
Die größten Braunbären sind Kamtschatkabären in Sibirien und Kodiakbären auf der Kodiakinsel vor Alaska. Ein erwachsenes Männchen kann bis zu drei Meter groß und über 700 Kilogramm schwer werden.
Das durchschnittliche Körpergewicht der Männchen liegt allerdings nur bei knapp 400 Kilogramm. In ihren großen, relativ unberührten Lebensräumen sind sie noch sehr zahlreich vertreten und durch Jagdverbote geschützt.
Der Kodiakbär ist der größte lebende Braunbär
Der nordamerikanische Braunbär, der Grizzly, hat seinen Namen (Englisch: grizzly = gräulich) von seinem silbrig-weiß gefleckten Fell, das besonders Tiere in den Rocky Mountains aufweisen. Die mehr als zwei Meter großen Bären können allerdings auch gelbbraun, dunkelbraun oder fast schwarz sein, je nach Klima und Nahrungsangebot ihres Lebensraums.
Neben diesen großen Braunbärenarten gibt es noch zahlreiche kleinere Unterarten, von denen der Europäische Braunbär der bekannteste ist. Alle Unterarten werden weniger als zwei Meter groß und haben einen dichten Pelz.
Die Fellfärbung der Unterarten, zu denen auch der Syrische Braunbär, der tibetische Braunbär oder der mandschurische Braunbär gehören, variiert von hellbraun bis blaugrau in China und Tibet bis zu einem rötlichen Ton in Sibirien. In Europa und Russland ist sein Fell meist deutlich dunkler. Auch innerhalb der einzelnen Verbreitungsgebiete und innerhalb desselben Wurfs können die Färbungen sehr unterschiedlich sein.
Syrische Braunbären haben ein eher helles Fell
Braunbären in Europa
Bis vor 1000 Jahren waren Braunbären fast überall in Mitteleuropa zu finden. Begünstigt wurde dies durch die riesigen Wälder, die den Bären als Lebensraum dienten. Die Wälder wurden jedoch im Laufe der Zeit weitgehend zerstört.
Den Bären wurde damit die Nahrungssuche erschwert und der Lebensraum entzogen. Zudem wurden ihre Bestände durch intensive Bejagung immer weiter verringert. Der letzte deutsche Braunbär soll 1835 im bayerischen Ruhpolding getötet worden sein.
Erst im Jahr 2006 wurde wieder ein Braunbär in Deutschland gesichtet. "JJ1", besser bekannt als "Bruno", wanderte aus Österreich ein und streifte durch die bayerischen Berge. Allerdings näherte sich Bruno immer wieder Ortschaften und riss Schafe und andere Tiere. Nach wochenlangen Versuchen, ihn lebend zu fangen, wurde er schließlich erschossen.
In Österreich funktionierte das Zusammenleben von Bär und Mensch dagegen eine Zeitlang besser. Laut der Naturschutz-Organisation "World Wide Fund For Nature" (WWF) lebten dort vor noch wenigen Jahren etwa 30 Bären, die mühsam seit Beginn der 1990er-Jahre wieder angesiedelt wurden.
Doch dann kam es zu einem besorgniserregenden Bärenschwund. Nur noch zwei männliche Bären konnten 2007 aufgespürt werden, seit 2011 gilt der komplette Bestand als erloschen. Natürliche Ursachen sind in diesem Fall sehr unwahrscheinlich. Vielmehr deutet vieles darauf hin, dass die Bären Wilderern zum Opfer gefallen sind.
Die meisten Braunbären gibt es im Osten Europas, vor allem in Russland, Rumänien, Slowenien und der Slowakei. Während die Bären in der Slowakei und Slowenien relativ gut geschützt sind, werden sie in Rumänien und Russland weiterhin stark bejagt.
Braunbären in Europa: teils geschützt, teils gejagt
"Bärenhunger" vor dem Winterschlaf
Der Braunbär ist ein Waldtier. Er ernährt sich hauptsächlich von Knollen, Früchten und Blättern. Aber auch Insektenlarven, Nagetiere, Fische, Hirschkälber und Aas stehen auf seinem Speiseplan. Bei der Futtersuche hilft ihm sein Geruchssinn, der etwa 100.000 Mal feiner ist als der des Menschen.
Der Herbst ist die beste Sammelzeit der Braunbären. Sie können täglich rund 40 Kilogramm Futter fressen und dabei fast drei Kilogramm am Tag zunehmen. Beeren, Nüsse und Samen sind nahrhaft und sorgen für ein dickes Fettpolster, von dem sie während ihres Winterschlafs zehren.
Während des Schlafs drosseln sie ihre Körperfunktionen, um möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Der Puls verlangsamt sich und die Körpertemperatur sinkt. Da die Bären in der Zeit vor dem Winterschlaf enorm viel an Körpergewicht zulegen, kommen sie mit ihrem Fettvorrat gut viereinhalb Monate ohne Nahrung aus.
Bärenkinder
Europäische Braunbären paaren sich im Mai oder Juni. Mit den ersten Schneefällen ziehen sich die trächtigen Weibchen in Felshöhlen oder selbst gegrabene Lager an Berghängen zurück, um Winterschlaf zu halten. Im Januar bis März, also noch während der Winterruhe, bringen sie ein bis vier Junge zur Welt.
Neugeborene Bären können noch nicht laufen. Sie sind hilflos und nur etwa 350 Gramm schwer – so winzig wie Meerschweinchen. Erst nach einem Monat öffnen sie ihre Augen. Bis dahin verbringen sie ihre Zeit auf dem Bauch der Bärenmutter.
In den Wochen nach der Geburt wachsen die Jungtiere sehr schnell. Im Frühjahr verlassen sie mit der Mutter die Höhle und begleiten sie auf der Futtersuche und bei der Jagd.
Die kleinen Bären bleiben bei ihrer Mutter, bis sie mit etwa zwei Jahren selbständig sind. Da die ersten Lebensjahre für sie besonders gefährlich sind, ist die Mutter äußerst wachsam. Sie verlässt das Winterlager nicht und widmet sich ausschließlich der Aufzucht. Wagt sich ein anderer Bär in die Nähe ihrer Jungen, greift sie an. Fast immer scheuen die Eindringlinge jedoch diesen tödlichen Kampf.
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 02.01.2018)
Quelle: WDR