Quallen

Was tun bei Quallenverletzungen?

Wer mit einer Qualle im Meer Bekanntschaft macht, erleidet meist eine Verletzung. Das Ausmaß reicht vom harmlosen Brennen bis zur Lebensgefahr. Die Giftharpunen an den Tentakeln reagieren nämlich blitzschnell. Was hilft?

Von Bärbel Heidenreich

Quallenschutzcreme und Quallenjäger

Bei Berührung schießt eine winzige Injektionsnadel in die Haut. In diese Stichwunde dringt dann der Nesselschlauch mit dem Gift. Der ganze Vorgang dauert gerade mal eine hunderttausendstel Sekunde. Die verschiedenen Nesselgifte der Quallen sind noch längst nicht alle erforscht. Einen kompletten Schutz oder gar eine Impfung gibt es daher nicht.

Quallen leben in fast allen Weltmeeren. Die gefährlichen giftigen Quallen findet man aber nur in tropischen und subtropischen Zonen: die sogenannten Würfelquallen. In den nördlichen Regionen kommen nur recht harmlose Exemplare vor, wie die weniger giftigen Schirmquallen.

Wer also im Mittelmeer, in Nordsee oder Ostsee mit den Tentakeln der Quallen in Berührung kommt, verspürt meistens nur ein unangenehmes Brennen, das meist nach einigen Stunden nachlässt.

Wer sich davor schützen will, sollte eine spezielle Sonnencreme benutzen. Israelische Forscher haben eine Kombination aus Sonnenmilch und Quallenschutz entwickelt, die es auch in Deutschland in Apotheken zu kaufen gibt. Einen hundertprozentigen Schutz gebe es damit zwar nicht, besagt eine US-Studie, doch die Wirkung des Giftes auf der Haut werde dadurch beträchtlich herabgesetzt.

In unseren Breiten leben keine gefährlichen Quallen | Bildquelle: Mauritius

Spanische Urlaubsorte versuchen ihre Badegäste vor einer immer wieder auftauchenden Quallenplage zu schützen, indem sie Quallenfischer einsetzen. Eine Zeit lang wurden diese von der Regierung bezahlt, um die Küste quallenfrei zu halten. Das klappte, wie es in der Presse hieß, nur mäßig gut.

Die erfolgreichsten Quallenjäger sind nach wie vor Schwertfisch, Thunfische und Meeresschildkröten. Die Meeresschildkröte kann wöchentlich bis zu einer Tonne Glibbertiere verschlingen.

Durch Überfischung geraten diese natürlichen Feinde der Qualle aber allzu oft in die Netze der Fischer, werden verletzt und verenden. Der Schutz der Meeresschildkröten ist daher rund um das Mittelmeer oberstes Gebot. Vielerorts werden sie wieder gezüchtet und dann ausgesetzt.

Meeresschildkröten sind gute Quallenjäger | Bildquelle: WDR/Imago

Wenn Quallen lebensgefährlich verletzen

An der Nordküste Australiens lebt die gefährlichste aller Quallen: die Seewespe. Sie ist so groß wie eine Melone und besitzt an ihren Tentakeln insgesamt etwa 200 Millionen Nesselkapseln.

Kommt man mit nur einem Hundertstel davon in Berührung, reicht das aus, um einen erwachsenen Menschen zu töten. Ein Gegengift gibt es zwar, dieses darf aber nur von einem Arzt verabreicht werden, da es zu Komplikationen kommen kann.

Auch das Gift anderer Würfelquallen ist lebensbedrohlich, besonders wenn es zur Atemlähmung kommt. Daher sollte sofort eine Klinik aufgesucht werden.

Ist das nicht möglich, dürfen die Verletzungen niemals mit Wasser abgespült werden. Das würde das Gift verstärkt aktivieren. Die Tentakelreste sollten mit einer Pinzette entfernt und die Wunde mit trockenem Sand bestreut werden.

An australischen Stränden hängen überall Flaschen mit Essig zur Wundbehandlung. Auch gibt es dort nesselsichere Badeanzüge, sogenannte "Stinger Suits". Lebensbedrohlich sind Quallenverletzungen vor allem an Rumpf und Gesicht; weniger gefährlich an Armen und Beinen.

Selbst tot angeschwemmte Quallen sollte man nicht berühren. Die Giftharpunen reagieren sogar noch bei einer vertrockneten Qualle am Strand, sofern diese wieder angefeuchtet werden. Von Oktober bis Mai ist das Baden an Australiens Nordküste sogar verboten. Warnschilder weisen darauf hin. Aber auch in den übrigen Monaten sollte man vorsichtig sein.

Seewespen sind extrem giftig | Bildquelle: Mauritius

(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 25.03.2020)