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Planet Wissen. 08.04.2024. 05:40 Min.. Verfügbar bis 07.02.2028. WDR.
Pflanzen
Bäume
Wer vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht, hat sprichwörtlich den Überblick verloren. Doch wer den einzelnen Baum im Wald oder Park genauer betrachtet, stößt auf echte Lebenskünstler mit einer faszinierenden Vielfalt von Eigenarten.
Von Rita Gudermann
Eine außergewöhnliche Pflanze
Ein Baum ist, botanisch gesehen, eine langlebige Pflanze mit ausgeprägt verholztem Stamm. In der Regel verzweigt er sich ab einer bestimmten Höhe und bildet eine sogenannte Krone aus belaubten Zweigen.
Es gibt Bäume, deren Blätter zu langen spitzen Nadeln geformt sind. Andere tragen Blätter, die ganz unterschiedliche Formen haben. Zudem wird zwischen immergrünen und sommergrünen (Laub abwerfenden) Bäumen unterschieden.
Wie andere Pflanzen blühen Bäume, um sich zu vermehren. Sie können Höhen von mehr als 100 Metern erreichen und mehrere tausend Jahre alt werden. Ihr Alter lässt sich an der Anzahl der Jahresringe ablesen, die sie in ihrem Holz bilden: Jedes Jahr entwickelt sich beim wachsenden Baum im Innern des Stammes eine neue Schicht.
Wichtiger Bestandteil der Pflanzenwelt
Lebensraum Wald
Bäume sind ein wichtiger Teil unserer Pflanzenwelt. In den tropischen Wäldern sowie in der gemäßigten und der nördlichen Klimazone sind sie sogar die vorherrschende Pflanzengruppe.
In gesunden Wäldern gibt es meist eine bunte Mischung von verschiedenen Bäumen. Durch unterschiedliche Höhen und Wuchsformen nutzen sie das Angebot an Licht, Wasser und Nährstoffen optimal aus.
Mit ihren vielfältigen Formen bieten sie wiederum anderen Pflanzen Lebensräume: Diese wachsen in ihrem Schatten, ranken wie Lianen an ihnen empor oder siedeln auf ihren Ästen. Entsprechend vielfältig sind auch die Tierarten, die in Bäumen leben.
Knapp 30 Prozent der Landmasse der Erde sind bewaldet. Doch der Baumbestand geht zurück. Dies hat vor allem mit der wirtschaftlichen Bedeutung der Bäume zu tun.
Der Baum als Wirtschaftsgut
Das Holz der Bäume ist weltweit ein wichtiger, nachwachsender Energielieferant. Außerdem dient es als Bau- und Rohstoff für alle möglichen Materialien wie zum Beispiel Zellulose (Papierherstellung) und Viskose (Textilherstellung).
Weitere Baumprodukte sind Früchte, Samen und Harze. Obst und Nüsse werden geerntet und verspeist. Aus Ästen und Blättern werden Harze, Gerb-, Bitter- und Farbstoffe gewonnen.
Weltweit gibt es etwa 30.000 Holzarten, von denen jedoch nur etwa 1000 eine größere wirtschaftliche Bedeutung haben. Viele Länder treiben Raubbau mit ihren Wäldern: Sie schlagen mehr Holz, als nachwachsen kann. Die Folge ist eine jährliche Verringerung des Waldbestandes um mehr als zehn Millionen Hektar.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist die Waldfläche in Deutschland seit 1960 angewachsen. Allerdings werden häufig große Flächen mit nur einer Baumart (Monokulturen) angebaut, wie etwa schnellwüchsigem Nadelholz.
Hartnäckige Sauerstofflieferanten: Stadtbäume
Bäume gehören in den Wald, denkt so mancher Stadtmensch. Dabei übersieht er, dass die Bäume in unseren Städten wichtige Funktionen erfüllen.
Ein einzelner Baum produziert pro Stunde bis zu 1200 Liter Sauerstoff. Oder anders gerechnet: Während seiner Wachstumsperiode im Sommer produziert er die Atemluft für zehn Menschen – mit einem Vorgang, der Fotosynthese heißt.
Aber das ist noch längst nicht alles: Innerhalb einer Stunde verarbeitet ein Straßenbaum rund 2,4 Kilogramm Kohlendioxid. Außerdem bindet er mehr als 100 Kilogramm Staub im Jahr. Bis zu 400 Liter Wasser verdunstet er an einem sonnigen Tag, erhöht dadurch die Luftfeuchtigkeit und kühlt seine Umgebung um einige Grad ab.
Das alles leistet er unter ausgesprochen schwierigen Bedingungen: Die feinen Partikel von Staub und Abgasen dringen in die sogenannten Spaltöffnungen seiner Blätter ein und schädigen dort das Gewebe.
Autoabgase machen Bäumen das Leben schwer
Seine Wurzeln müssen im städtischen Boden immer wieder Umwege um Beton, Rohre und Leitungen machen. Vielen Bäumen bleiben nur wenige Quadratmeter offener Boden rund um ihren Stamm.
Für die Bäume ist unbedecktes Erdreich jedoch lebenswichtig, damit das Wasser bis zu ihren Wurzeln sickern kann. Diese viel zu kleinen Flächen werden zudem oft zugeparkt oder durch Betreten verdichtet.
In Großstädten blühen Bäume in der Regel früher als auf dem Land. Die Durchschnittstemperatur in den Städten liegt im Sommer wie im Winter um einige Grad Celsius höher als im Umland.
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Asphalt- und Betonoberflächen heizen sich durch die Sonne auf, viele Häuser sind schlecht isoliert.
Außerdem führt die Anreicherung der Atmosphäre mit Kohlendioxid aus den Autoabgasen zum Treibhauseffekt. Die Folge: Bäume und Sträucher beginnen früher zu blühen. Und zwar mit jedem zusätzlichen Grad um eine Woche früher.
Bäume in der Kulturgeschichte
Bäume galten und gelten noch heute in vielen Kulturen als Sitz von Göttern und Geistern. Unter den Bäumen wurden ihnen Opfer gebracht. Viele Deutsche haben bis heute ein besonderes Verhältnis zum Wald.
Auch christliche Heilige erschienen der Legende nach des Öfteren in der Nähe von Bäumen oder Hainen. Viele Wallfahrtsorte sind so entstanden.
Ein Maibaum ist Tradition
Manchem großen, alten Baum schreiben Menschen eine Seele zu. Das Pflanzen von Bäumen wird daher in vielen Kulturen von religiösen oder magischen Zeremonien begleitet.
Vom Gedeihen eines Baumes, der anlässlich einer Geburt oder einer Hochzeit gepflanzt wurde, versprach man sich Auskunft über das Schicksal der betreffenden Menschen.
Und auch Weihnachtsbaum und Maibaum erinnern noch heute an die Zeit, als Bäume im magisch-religiösen Leben der Menschen eine wichtige Rolle spielten.
(Erstveröffentlichung: 2002. Letzte Aktualisierung: 20.04.2022)
Quelle: WDR