Was hat der Wind damit zu tun?
Eines vorweg: Die gefühlte Temperatur ist keine Einbildung. Es gibt rein physikalisch eine Temperatur, die das Thermometer anzeigt. Und es gibt eine Temperatur, die vom menschlichen Empfinden abhängt.
Wie die Lufttemperatur lässt sich auch die gefühlte Temperatur in Zahlen ausdrücken, aber ihre Ermittlung ist weit komplizierter. Den Unterschied zwischen der Temperaturangabe im Wetterbericht und der gefühlten Temperatur nennt man "Windchill". Übersetzt heißt das "Windkühle" oder "Windfrösteln".
Frösteln in der Kälte
Der Windchill-Effekt wird dadurch hervorgerufen, dass die warme Luft in der Nähe der Hautoberfläche von einem kalten Wind weggeblasen wird. Der Körper versucht das zu regulieren, es kommt es zu einem starken Wärmeverlust. Die Abkühlung der Haut durch einen Luftstrom wird als Kälte empfunden.
Und man kann es sich denken: Je stärker der Wind pustet, desto größer ist der Abkühlungseffekt. Der Effekt bezieht sich übrigens auf Temperaturen von 10 Grad und weniger. Und damit unterhalb dessen, was der Mensch als behaglich empfindet. Für Temperaturen darüber kommt der Hitzeindex zum Einsatz.
Der Klima-Michel friert
Um zu berechnen, wie der Mensch Kälte oder Wärme empfindet, hat der Deutsche Wetterdienst ein Modell entworfen, das den Wärmehaushalt des Menschen berücksichtigt: den Klima-Michel. Er repräsentiert den Durchschnitts-Deutschen.
Der Klima-Michel ist 1,74 Meter groß, wiegt 75 Kilogramm und ist etwa 35 Jahre alt. Die Meteorologen beim Deutschen Wetterdienst beziehen die Bekleidung – vom T-Shirt bis zum Wintermantel – sowie eine durchschnittliche Aktivität mit in ihre Analyse ein.
Für unseren Alltag übersetzt, würde der Klima-Michel den ganzen Tag mit vier Kilometern pro Stunde spazieren gehen. Die wenigsten werden sich in diesem Modell wiedererkennen. Aber darum geht es nicht.
Die Windchill-Angaben sind als grobe Orientierung gedacht. Und vor allem für Bergsteiger und Skifahrer im Hochgebirge sowie Wissenschaftler in Polarregionen ist die Windchill-Temperatur eine wichtige Angabe, um das Erfrierungsrisiko besser einschätzen zu können.
Wie man den Windchill selbst ausrechnet
Mit dieser Formel lässt sich die gefühlte Temperatur ausrechnen. Dazu muss man wissen, wie viel Grad es draußen sind (T) und wie stark der Wind weht (V). Setzt man die Werte in die folgende Formel ein, erhält man den Windchill (W) in Grad Celsius.
W = 13,12 + 0,6215 × T - 11,37 × V^(0,16 ) + 0,3965 × T × V^(0,16)
Ein Beispiel: Bei einer Lufttemperatur von 10 Grad Celsius und einer Windgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde beträgt die Windchill-Temperatur etwa 5,5 Grad Celsius.
Wem das zu kompliziert ist, dem sei eine der vielen Windchill-Webseiten empfohlen. Lufttemperatur und Windgeschwindigkeit in die dafür vorgesehenen Kästchen eingeben und auf "Enter" drücken – fertig!