1634: Die "zweite Mandränke" in Ostfriesland
Mehr als zwei Drittel der nordfriesischen Bevölkerung fallen 1634 einer der nächtlichen Flutkatastrophe zum Opfer. Die Wassermassen zerreißen die Insel Strand vor Husum in zwei Teile: in Nordstrand und Pellworm. Die gesamte Küste von Nordfriesland wird verändert.
An fast 300 Stellen brechen die Deiche und lassen den Wassermassen freien Lauf. Heute schätzt man, dass damals 8000 bis 15.000 Menschen starben.
Wasser und Sturm zerstörten mehr als 1300 Häuser und Kirchen sowie 28 Windmühlen. Ein Großteil der bereits eingefahrenen Ernte wurde vernichtet – und das, während gleichzeitig der Dreißigjährige Krieg das Land verwüstete.
Die Folge waren Hunger und Epidemien. Noch heute finden sich Kacheln, Münzen oder Krüge im Wattenmeer, die an eine der schrecklichsten Fluten Europas erinnern.
Die Sturmflut wird auch "Zweite Grote Mandränke" (friesisch für "Große Manntränke") genannt. Die "Erste Grote Mandränke" zerstörte im Januar 1362 mehr als 20 Deiche und versenkte den Ort Rungholt.
Rungholt nach Zeichnung von Johannes Mejer (1652)
1755: Lissabon versinkt in den Fluten
Um 9:40 Uhr Ortszeit erschüttern im November 1755 eine Reihe von Erdbeben unbekannten Ausmaßes die portugiesische Metropole und lassen große Teile der Stadt zusammenbrechen. Die massive Erschütterung ist in ganz Europa und bis nach Afrika zu spüren. In Schottland und der Schweiz steigen die Wasserstände der Seen, in Holland und Schweden reißen Schiffe aus ihren Verankerungen.
Kurz nach dem Beben wird der Hafenbezirk von Lissabon von einer 15 Meter hohen Springflut komplett verwüstet. Rund 60.000 der 250.000 Einwohner der "Perle am Tejo" verlieren ihr Leben. Die katholische Kirche sieht in dem Unglück eine "göttliche Strafe" für die sündigen Menschen.
Fast die gesamte Stadt Lissabon wurde zerstört
1972: Hurrikan "Agnes" in den USA
Es wird die bislang schwerste Hochwasserkatastrophe für die USA: Mit 130 Kilometern pro Stunde rast der Wirbelsturm "Agnes" über das sonst so sonnige Florida. Zehn Tage wütet der Sturm, begleitet von sintflutartigen Regenfällen. Kein Deich kann die Wassermassen bremsen.
Frühzeitige Unwetterwarnungen retten Tausenden von Menschen das Leben. Trotzdem kommen mindestens 125 Menschen um. Gebäude fallen wie Kartenhäuser zusammen und ganze Bundesstraßen werden einfach weggeschwemmt.
Obwohl die Regierung 200 Millionen Dollar Soforthilfe zur Verfügung stellt, wird damit nur ein Bruchteil der auf mehrere Milliarden Dollar geschätzten Sachschäden gedeckt.
Florida wird ständig von Wirbelstürmen heimgesucht
1997: Jahrhundertflut an der Oder
Diese drei Wochen im Sommer 1997 werden die Menschen zwischen Warthemünde und Oderberg nie vergessen: Eine Jahrhundertflut verwandelt die friedliche Oder in einen reißenden Strom. Nach Tschechien und Polen kämpfen auch die Brandenburger Mitte des Monats gegen die Fluten.
Nach kurzer Zeit steht ein Gebiet von 50 Quadratkilometern unter Wasser. Der Pegelstand in Frankfurt an der Oder erreicht den historischen Rekordstand von 6,57 Metern.
Millionen Menschen in ganz Deutschland versuchen, den Opfern der Katastrophe zu helfen. Rund 50 Millionen Euro an Spendengeldern kommen zusammen. 45.000 Helfer sind rund um die Uhr im Einsatz, ehe sich die Fluten zurückziehen. Die ökologischen Folgen, vor allem in den Nachbarländern, sind unabsehbar. Ganze Betriebe, Industrieanlagen und Mülldeponien sind weggeschwemmt.
Hochwasser bei Frankfurt an der Oder
1999: "El Niño" über Venezuela
Es ist die größte Flutkatastrophe des südamerikanischen Staates seit mehr als 50 Jahren: Zwei Wochen lang prasseln ungeahnte Niederschläge ununterbrochen auf den Norden des Landes nieder. Sie werden auf das Klimaphänomen "El Niño" zurückgeführt.
5000 Menschen kommen ums Leben, an die 10.0000 werden obdachlos. Allein im Badeort La Guaira werden rund 25.000 Menschen vermisst. Mit Armee und Fallschirmspringern werden die teilweise eingeschlossenen Opfer der Fluten mit Lebensmitteln und Medizin versorgt. Plünderer erschweren Hilfsmaßnahmen. Ärzte aus Kuba, Kolumbien und Mexiko beginnen eine groß angelegte Impfaktion, um Epidemien zu verhindern.
2005: Hurrikan "Katrina" im Süden der USA
Am 29. August 2005 kommt es zu einer der schwersten Naturkatastrophen in den USA. Hurrikan "Katrina" fegt mit Windgeschwindigkeiten bis zu 280 Kilometern pro Stunde über die Küste des Golfs von Mexiko. Betroffen sind die Bundesstaaten Florida, Louisiana, Mississippi, Alabama und Georgia.
Besonders verheerende Schäden richtet Katrina in New Orleans an. Durch zwei Brüche im Dammsystem stehen rund 80 Prozent der Stadt unter Wasser, gemessen werden Pegelstände von 7,60 Metern. Vor allem in den Gebieten, in denen Arme und sozial Schwache leben, werden Häuser zerstört und Menschen obdachlos.
Etwa 1800 Menschen kommen durch die Folgen des Hurrikans ums Leben, die Sachschäden werden auf rund 100 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Kritik wird auch am Krisenmanagement des damaligen US-Präsidenten George W. Bush laut. Zu lange habe Bush sich nicht im Krisengebiet blicken lassen, zudem habe die Regierung Warnungen vor dem Hurrikan kurz vor der Katastrophe nicht ernst genommen. Beim Wiederaufbau seien vor allem Schwarze benachteiligt worden.
Während Touristenviertel wie das French Quarter nach einigen Jahren weitgehend wieder aufgebaut sind, fehlt es auch Jahre nach dem Hurrikan noch an preiswertem Wohnraum und an Sozialwohnungen.
2010: Flut in Pakistan
Die Flut in Pakistan 2010 ist die schwerste Naturkatastrophe, die das Land bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hat. Schuld an den heftigen Regenfällen war eine Klima-Anomalie über dem Südpazifik – "la Niña" –, die den ohnehin jedes Jahr gewaltigen Monsun verstärkte.
Die Überschwemmungen bedeckten ein Fünftel des Landes, eine Fläche ungefähr so groß wie Belgien, die Schweiz und Österreich zusammen. Rund 20 Millionen Menschen waren von den Fluten betroffen, Hunderttausende flohen, sieben Millionen Menschen wurden obdachlos.
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 04.05.2020)
Quelle: WDR