Die Lebensweise der Zecken
Weltweit gibt es etwa 900 Zeckenarten. Man findet sie überall, wo feucht-warmes Klima herrscht. In Deutschland ist vor allem der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) verbreitet. Er lebt vorwiegend in bodennaher Vegetation.
Steigt die Temperatur über acht Grad Celsius, krabbeln die Zecken auf hohe Grashalme, Farne oder Gebüsch bis in Höhen von 1,5 Meter. Dort lauern die Parasiten oft monatelang auf ein Opfer, das die augenlosen Tiere mithilfe ihres Geruchsinns erkennen.
Mit dem Hallerschen Organ, das sich am untersten Vorderbeinsegment befindet, nehmen die Zecken Fettsäuren aus dem Schweiß und Kohlendioxid aus der Atmung eines Warmblüters wahr.
Ausgelöst durch diesen Reiz lassen sich die Zecken von Gräsern oder Sträuchern abstreifen und krallen sich mit den Beinen an ihrem Wirt fest. Danach sucht die Zecke nach einer geeigneten Stelle der Haut, die sie mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen anschneidet.
Sie injiziert ein Betäubungsmittel, sodass der der Zeckenstich meist unbemerkt bleibt. Mithilfe eines mit Widerhaken besetzten Stachels verankert sich die Zecke in der Wunde. Ein erwachsenes Zeckenweibchen saugt bis zu zehn Tage lang und lässt sich dann abfallen.
Übertragung von Krankheiten: Borreliose
Die häufigste von Zecken übertragene Infektionskrankheit ist die Borreliose. Sie wird durch spiralförmige Bakterien, sogenannte Borrelien, hervorgerufen.
Die Symptome sind sehr unspezifisch, deshalb wird die Borreliose häufig erst spät erkannt. Oft beginnt die Krankheit mit Fieber und grippeähnlichen Krankheitsanzeichen.
Bei manchen Erkrankten tritt die Wanderröte auf, eine kreisförmige, sich von der Einstichstelle ausbreitende Hautrötung, die normalerweise nach einiger Zeit wieder verschwindet.
Doch auch noch Jahre danach können die Borrelien aktiv bleiben und schwere Entzündungen mit Gelenkschmerzen auslösen. Die Borreliose lässt sich normalerweise gut mit Antibiotika behandeln. Ein Impfstoff ist in Erprobung.
Zecken befallen in erster Linie Wildtiere, unter anderem Mäuse, Ratten und Vögel. Sind diese Tiere infiziert, nehmen die Zecken die Krankheitserreger mit dem Blut auf, ohne selbst zu erkranken. Bei der nächsten Blutmahlzeit können Viren und Bakterien auf andere Tiere oder den Menschen übertragen werden.
Rehe, Schafe und andere Wiederkäuer sind hingegen keine Überträger der Borreliose-Erreger. Man hat im Gegenteil sogar festgestellt, dass infizierte Zecken, die das Blut von Wiederkäuern aufsaugen, den Erreger in ihrem nächsten Stadium nicht mehr in sich tragen.
In Gebieten, in denen viele Wiederkäuer leben, ist die Anzahl der infizierten Zecken – und damit das Risiko einer Ansteckung – aus diesem Grund deutlich geringer als in anderen Gegenden.
Übertragung von Krankheiten: FSME
Seltener als die Borreliose übertragen Zecken FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Auslöser der Erkrankung ist das FSME-Virus. Auch bei der FSME gibt es keine typischen Krankheitszeichen, sie ähneln denen einer Sommergrippe.
Bei der milderen Verlaufsform kommt es zu einer Hirnhautentzündung, die meist folgenlos ausheilt. Befällt das Virus allerdings das Zentrale Nervensystem, kann das zu schweren Lähmungen und bleibenden Gehirnschäden führen.
Gegen FSME kann man vorbeugend impfen. Auch für Kinder gibt es seit einigen Jahren einen guten Impfstoff.
Andere durch Zecken übertragene Krankheiten
Andere Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden können, sind weit weniger verbreitet, aber auch weit weniger erforscht. Diese Krankheiten werden nicht durch den in Europa am weitesten verbreiteten Holzbock übertragen, sondern durch andere Zeckenarten.
Die Auwaldzecke beispielsweise kann Babesiose (Hundemalaria) übertragen. Eigentlich galt diese Krankheit als Reisekrankheit, doch seit einigen Jahren kommt die Auwaldzecke auch im Osten Deutschlands vor.
Die Zecken befallen in erster Linie Hunde, daher auch der Name Hundemalaria. Bisher sind in Europa nur wenige Fälle bekannt, in denen Babesiose auch beim Menschen festgestellt wurde.
Eine andere Krankheit, die an Bedeutung gewinnt ist das Q-Fieber. Besonders gefährdet sind Menschen mit Kontakt zu Schafen und ihren Nachgeburten.
Auch hier ist die Auwaldzecke, beziehungsweise ihr Kot, Überträger der Krankheit. Jedes Jahr werden laut Statistiken des Robert-Koch-Instituts mehrere Hundert Fälle der Infektionskrankheit gemeldet.
(Erstveröffentlichung 2008, letzte Aktualisierung 19.07.2019)