Nachbau einer historischen Lädine auf dem Bodensee

Bodensee

Lädine

Von Hildegard Knoop

Die Lädine ist die Großform des Lastenseglers, der für Jahrhunderte das typische Bodenseeschiff war. Der Name leitet sich von "Lade" (Last) ab. Lastensegler sind seit der Römerzeit am Bodensee bezeugt. Seit dem Spätmittelalter qualifizierte man die Schiffe nach ihrer Größe in Lädinen, die bis zu 33 Meter lang waren, Halblädinen, Segner oder Segmer oder Halbsegner.

Die Segelschiffe waren aus Eichenholz gefertigt und ausgestattet mit einem Flachboden, von dem aus sich die Seitenwände bauchig nach außen wölbten. Es gab kein Deck, sondern nur ein paar Bretter, die über die Ladung gelegt wurden.

Die Segler hatten einen beweglichen Mastbaum und ein großes Segel, um vor dem Wind zu fahren. Bei Flaute oder ungünstigen Winden wurden sie durch Rudern oder Staken vorangetrieben. Zum Steuern hatten sie ein Ruder, das seitlich hinten angebracht war – eine Steuerform, die es nur auf dem Bodensee gab.

Seit dem 19. Jahrhundert erhielten die Lastensegler Konkurrenz durch Dampfschiffe. Den endgültigen Todesstoß für die traditionelle Lastschifffahrt bedeutete aber der Bau der Eisenbahnen, denn die Warenströme verliefen nun um den See und nicht mehr über ihn. Die hölzernen Ungetüme verschwanden fast spurlos. Erst 1996 wurde vor Unteruhldingen das Wrack einer Lädine aus dem 16. Jahrhundert entdeckt.

Blick auf den Bodensee.

Die Lädine war für den Bodensee konzipiert

1999 aber war die lädinenlose Zeit vorbei. Ein privater Verein konnte nach zehnjähriger Vorbereitungs- und einjähriger Bauzeit den Nachbau einer Lädine in Immenstaad in Dienst stellen.

Eigentlich ist die neue Lädine ein Segner, weil sie nur 17,5 Meter lang ist, doch der Verein wählte die populärere Bezeichnung "Lädine". Es gab keine alten Baupläne für das Schiff. Ein Bauplan musste nach einem Modell und einigen Fotos und Gemälden erst erstellt werden.

Da die Betreiber das Schiff zur Personenbeförderung einsetzen wollten, mussten einige Konzessionen an die Sicherheitsvorschriften der heutigen Zeit gemacht werden. So hat das Schiff einen Motor und ein zusätzliches Ruderblatt im Schraubenstrom, eine Kajüte mit kleiner Küche und Toilette und natürlich auch ein festes Deck mit Sitzplätzen.

Doch trotz dieser Konzessionen an die Moderne ist die Lädine St. Jodok – im Gegensatz zu ihren historischen Vorbildern hat sie einen Namen bekommen – ein wunderschönes, lebendig gewordenes Stück Schifffahrtsgeschichte auf dem Bodensee.

Quelle: SWR | Stand: 13.05.2020, 14:03 Uhr

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