Andalusien

Maurische Sehenswürdigkeiten

Mehr als 700 Jahre maurischer Herrschaft in Andalusien haben Spuren hinterlassen – in erster Linie in Form prachtvoller Bauwerke. Die beeindruckendsten von ihnen sind die Alhambra in Granada, die Mezquita in Córdoba und die Giralda in Sevilla.

Von Kerstin Eva Zeter

Alhambra in Granada

Über Granada, der einstigen Bastion der Mauren in Andalusien, thront die Alhambra. Hinter ihren mächtigen, schmucklosen roten Mauern verbirgt sich ein riesiger Schatz. Mehr als 200 Jahre lang bauten die Nasriden-Sultane an der Palastanlage. Der Komplex besteht aus vier Abschnitten mit vielen Gebäuden und Gärten.

Die Alcazaba ist das Kernstück der maurischen Festung aus dem 13. Jahrhundert. Vom mächtigen Hauptturm aus wurde früher die gesamte Ebene von Granada kontrolliert. Im Innenbereich der Festung sieht man heute noch runde Öffnungen im Boden, darunter liegen riesige Gewölbe, in denen früher die christlichen Gefangenen inhaftiert waren.

Die Nasridenpaläste dienten den Sultanen als private Residenz und waren Standort für Verwaltung, Rechtssprechung und Diplomatie. Herrlicher Stuck, kunstvolle Deckenbilder, Kacheln, aus Zedernholz geschnitzte Kuppeln, Stalaktitengewölbe, wunderschöne Marmorbrunnen und großzügige Patios (Innenhöfe) machen den Palast zum Juwel islamischer Handwerkskunst.

Patio de los Arrayanes in der Alhambra | Bildquelle: dpa/Roberto Vignoli

Der Palacio de Carlos V. kam im frühen 16. Jahrhundert hinzu. Der spanische König integrierte den Renaissancepalast in die maurische Anlage, indem er einen Teil des Nasridenpalastes zerstören ließ. Sein Herzstück ist ein runder Hof, der früher auch als Stierkampfarena genutzt wurde. Heute sind hier zwei Museen untergebracht, das "Museo Hispano-Musulman" und das "Museo de Bellas Artes".

Auf dem Sonnenhügel liegt der Generalife, der früher als Sommerpalast genutzt wurde. Mit seinen vielen Brunnen, Teichen, Gärten und Patios diente er schon ab dem 13. Jahrhundert als Ort der Erholung und Entspannung, ein orientalischer Zaubergarten inmitten des Abendlandes.

Albaicin in Granada

Auf dem Berg Sacromonte, gegenüber der Alhambra, liegt das lebendige und schöne Viertel Albaicin (auch: Albayzin). Hier siedelten sich seit dem 7. Jahrhundert vor Christus schon nacheinander die Iberer, Römer und Westgoten an.

Bedeutung erlangte der Ort erst unter arabischer Herrschaft ab dem 11. Jahrhundert. Leider steht aus dieser Zeit kein einziges Gebäude mehr, nur noch einige Reste der Stadtmauern und ihrer Tore. Dennoch hat sich das Viertel seinen maurischen Charakter bewahrt. Berühmt ist es zum Beispiel für seine großen Anwesen mit mauerumstandenen Gärten, auch "carmenes" genannt.

Ansonsten schlängeln sich zahlreiche kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster durch das arabische Viertel mit den weiß getünchten Häusern.

Auch die "Baños Arabes" aus dem 11. Jahrhundert sind hier sehenswert. Über einen winzigen Hof mit Garten betritt man die maurischen Bäder und kann die Badesäle mit ihren sternförmigen Öffnungen an der Decke besichtigen. Vom Mirador San Nicolas aus hat man den schönsten Blick auf den Alhambra-Komplex und die Sierra Nevada im Hintergrund.

Gegenüber der Alhambra liegt das Viertel Albaicin | Bildquelle: Mauritius

Mezquita von Cordoba

Allein die Mezquita (Große Moschee) lohnt schon einen Besuch in Cordoba. Der Emir Abdurrahman begann bereits im 8. Jahrhundert mit dem Bau einer großen Freitagsmoschee am Ufer des Guadalquivir.

Unter seinen Nachfolgern wurde die Moschee erweitert und zu Zeiten des Kalifates im 10. Jahrhundert besonders prächtig ausgestattet. Es entstand eines der bedeutendsten islamischen Gebäude aller Zeiten und mit 175 Metern Länge und 130 Metern Breite die ehemals größte Moschee der Welt.

Typisch für den maurischen Stil sind die recht schmucklosen, massiven Außenmauern. Im Inneren jedoch ist die Mezquita ein wahres Schmuckstück: ein Zauberwald aus mehr als 1000 steinernen Säulen, doppelt überspannt von langen Reihen rot-weißer Bögen.

Das schönste Beispiel für islamisches Dekor ist der Bereich, in dem einst die Kalifen beteten, die sogenannte Gebetsnische. Der Begriff "Nische" ist hierbei jedoch untertrieben. Einmalig sind die farbigen Mosaiken der Wände und die dekorativen Elemente, wie zum Beispiel die Kreuzrippen, welche die zentrale Kuppel tragen.

In der Mitte der Mezquita fügten die christlichen Herrscher von Cordoba 1523 einen offenen Kathedralenchor und eine Kapelle hinzu. Außerdem entstanden nach dem Abzug der Mauren noch zwei weitere Kapellen im Mudéjar-Stil.

Die Mezquita war einst die größte Moschee der Welt | Bildquelle: Mauritius

Giralda in Sevilla

"Errichten wir eine so große Kirche, dass die Nachwelt uns für verrückt erklärt" – mit diesem Vorsatz gingen die christlichen Bauherren der Kathedrale von Sevilla im 15. Jahrhundert ans Werk. Und tatsächlich: Sie schufen den größten Kirchenbau der damaligen Zeit.

Wie fast immer in Andalusien, entstand die Kathedrale an der Stelle, an der früher eine Moschee gestanden hatte. Heute ist von dieser Moschee noch der Orangenhof erhalten sowie die Giralda, ein Minarett aus dem 12. Jahrhundert. Vorbild dieses Minaretts war das Minarett der Koutoubia-Moschee von Marrakesch. Es wurde von den Mauren 1184 bis 1198 errichtet.

Die christlichen Soldaten, die Sevilla 1248 angriffen, waren von dem kunstvoll gestalteten Minarett mit seinen filigranen Steinmetz-Arbeiten so beeindruckt, dass sie den Mauren drohten, sie zu exekutieren, falls der Turm irgendwie beschädigt würde. Niemand rührte daraufhin den Turm auch nur an.

Im 16. Jahrhundert fügten die Spanier dann den Glockenturm hinzu und setzten ihm eine Spitze im Renaissancestil auf. Darüber thront eine vier Meter hohe Figur, die sich mit dem Wind dreht. Diese Figur gibt der Giralda ihren Namen (girar: spanisch für "sich drehen"). Die Giralda ragt 97 Meter hoch in den Himmel und ist bis heute der Blickfang der Kathedrale Sevillas.

Die einst größte Kirche der Welt | Bildquelle: AKG/Joseph Martin

(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 28.09.2020)