Helgoland

Die deutsche Nationalhymne – das Lied der Deutschen

Das "Lied der Deutschen" ist die Nationalhymne von Deutschland. Es wurde 1841 auf der Insel Helgoland gedichtet, später von den Nationalsozialisten für ihre politischen Zwecke benutzt, von den Alliierten verboten und am Ende doch wieder zur Nationalhymne erklärt.

Von Annette Holtmeyer, Britta Schwanenberg

Der Erfinder

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, geboren am 2. April 1798, war Germanist und Lyriker. In vielen seiner Schriften nahm er Stellung für die Demokratie, vor allem in den "Unpolitischen Liedern" (1840/41).

Die Veröffentlichung führte dazu, dass Hoffmann von Fallersleben seine Professur abgeben musste und des Landes verwiesen wurde. Von den monarchistischen Regierungen der deutschen Teilstaaten wurde der Oppositionelle verfolgt.

Erst im Jahr der Deutschen Revolution 1848, sieben Jahre nachdem er auf Helgoland das "Lied der Deutschen" gedichtet hatte, wurde er rehabilitiert. Ab 1860 war Hoffmann von Fallersleben Bibliothekar des Herzogs von Ratibor in Corvey.

Bekannter als die politischen Texte von Hoffmann von Fallersleben sind heute viele seine Kinderlieder, zum Beispiel "Kuckuck, Kuckuck ruft's aus dem Wald", "Alle Vögel sind schon da" und "Morgen kommt der Weihnachtsmann". Hoffmann von Fallersleben starb am 19. Januar 1874 auf Schloss Corvey in Westfalen.

Die Entstehung

Ein einheitliches Lied aller Deutschen fehlte Anfang des 19. Jahrhunderts. Im zersplitterten Deutschen Reich sang jedes Herzogtum und Fürstenhaus eine eigene Hymne.

Gegen diese Uneinigkeit des Staatenbundes dichtete Hoffmann von Fallersleben sein "Lied der Deutschen" – nach einem "fröhlichen Besäufnis". In der Helgoländer Urschrift heißt es in der dritten Strophe noch: "Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland."

Obwohl das Plädoyer für "Einigkeit und Recht und Freiheit" damals eine demokratische Utopie war, bekam die Dichtung die Melodie von Joseph Haydns "Gott erhalte Franz den Kaiser" verpasst – also die Lobpreisung eines Monarchen.

Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) | Bildquelle: Mauritius

Das Lied wird Hymne

Die drei Strophen des "Lieds der Deutschen" wurden bereits zur Revolutionszeit 1848 gerne gesungen. Als das britische Helgoland 1890 den Deutschen feierlich übergeben wurde, erklang das Lied erstmals offiziell am Ort der Entstehung. Anfang des 20. Jahrhunderts war es bereits zur inoffiziellen Nationalhymne avanciert.

1922 erklärte der damalige Reichspräsident Friedrich Ebert das Lied zur Hymne. Auch in den frühen Jahren mangelte es nicht an Kritikern, denen die Idee eines "Deutschland, Deutschland über alles" und zwar von "der Maas bis an die Memel" zu weit ging.

Ab 1933 benutzten die Nationalsozialisten die Hymne für ihre politischen Zwecke. Die Sturmabteilung (SA) der Nationalsozialisten stimmte sie oft in einem Zug mit ihrem Kampflied, dem Horst-Wessel-Lied, an. Aus diesem Grund kam das Deutschlandlied nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf den Index. Die Besatzungsmächte stellten den Gesang unter Strafe.

1890 erklang die Hymne zum ersten Mal offiziell auf Helgoland | Bildquelle: akg

BRD-Bürger wollen alte Hymne zurück

1950 startete Bundeskanzler Konrad Adenauer einen überraschenden Vorstoß: Nach einer Rede forderte er die 2000 Zuhörer auf, gemeinsam mit ihm die Hymne zu singen. Anwesende SPD-Politiker verließen empört den Saal. Auch Bundespräsident Theodor Heuss protestierte scharf.

Fortan stritt man in Deutschland darüber, ob und wenn ja welche Strophen gesungen werden sollten. '"Von der Maas bis an die Memel" aus der ersten Strophe hatte sich überholt, die "deutschen Frauen" und der "deutsche Wein" aus der zweiten Strophe erschien vielen allzu trivial. Doch die vom Bundespräsidenten in Auftrag gegebenen Versionen neuer Hymnen blieben ohne Resonanz im Volk, das alte Lied in aller Munde.

In einer Umfrage forderten 1951 drei von vier Westdeutschen die alte Hymne zurück. 1952 gab Heuss seinen Widerstand auf – das "Lied der Deutschen" wurde zum zweiten Mal zur Nationalhymne. Allerdings weigerte sich der Bundespräsident, die Hymne mit einer offiziellen Proklamation zu bestätigen. Es wurde üblich, bei staatlichen Anlässen die dritte Strophe zu singen.

Die Frage aber, ob nur diese Strophe oder das gesamte Deutschlandlied als Nationalhymne gelten solle, blieb lange ungeklärt. Erst im August 1991, ein Jahr nach der Wiederverreinigung, erklärten Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl: "Die dritte Strophe des Liedes der Deutschen von Hoffmann von Fallersleben mit der Melodie von Joseph Haydn ist die Nationalhymne für das deutsche Volk".

Ein Denkmal erinnert auf Helgoland an den Dichter Hoffmann von Fallersleben | Bildquelle: wdr

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 16.03.2021)