Mittelgebirge

Teutoburger Wald

Östlich von Münster, in Niedersachsen und Westfalen, zwischen Osnabrück und Paderborn, erhebt sich der Teutoburger Wald.

Von Martina Frietsch, Kerstin Zeter

Region Teutoburger Wald: drei Bergrücken, zwei Naturparks

Drei parallel laufende Höhenrücken – bis zu 150 Kilometer lang – bilden den Gebirgszug, der ursprünglich einmal Osning hieß. Viel bekannter ist das Mittelgebirge aber unter seinem neuen Namen Teutoburger Wald, der ihm zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegeben wurde. Teutoburg: Das heißt wahrscheinlich so viel wie "Volksburg".

Mit "Teutoburger Wald" ist heute meist mehr gemeint als nur der Gebirgszug: Die Bezeichnung umfasst eine ganze Region in Ostwestfalen-Lippe. Das Gebiet des Teutoburger Waldes teilt sich in zwei große Naturparks: das "Eggegebirge – südlicher Teutoburger Wald", Deutschlands sechstgrößter Naturpark, der sich zwischen Bielefeld und dem Diemeltal im Nordosten von Nordrhein-Westfalen befindet.

Der andere ist der Naturpark Wiehengebirge, der inzwischen "TERRA.vita" heißt. Er ist mit rund 1220 Quadratkilometern wesentlich kleiner und erstreckt sich nordwestlich von Osnabrück bis Bückeburg und Bielefeld. Seit 2015 gehört er zu den Unesco Global Geoparks. Die höchste Erhebung des Gebirges ist der 446 Meter hohe Barnacken im äußersten Südosten.

"Mein Herz ist grün vor Wald", schrieb einst der Heimatdichter Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) über die Region – völlig zu Recht, denn die dichten hohen Wälder auf dem Bergkamm wechseln mit freieren Perspektiven des Ravensberger Landes mit seiner typisch ostwestfälischen Parklandschaft.

Alte Windmühle im Ravensberger Land | Bildquelle: Mauritius/Werner Otto

Ausflugsziele: Geschichte und Geheimnisse

Das Hermannsdenkmal in der Nähe von Detmold zu Ehren von Arminius dem Cherusker ist sicherlich der beliebteste Anlaufpunkt der Region. Doch ob hier wirklich die Varusschlacht stattgefunden hat, ist eher fraglich. Viel eher wird der Schauplatz im etwas weiter nördlich gelegenen Wiehengebirge vermutet.

Ein weiterer Höhepunkt sind die beeindruckenden Externsteine bei Horn-Bad Meinberg. Die Sandsteinformation und ihre von Menschenhand geschaffenen Anlagen geben den Wissenschaftlern bis heute Rätsel auf.

Waren die Externsteine ein vorchristlicher Kultort oder nicht? Diese Frage ist bis heute sehr umstritten. Zur Sommersonnenwende am 21. Juni versammeln sich hier jedes Jahr bis zu 50.000 Menschen und feiern.

Weniger Rummel findet der Besucher auf einer der vielen sehenswerten Burgen und Schlösser, allen voran dem Schloss in Detmold, der Residenz der Fürsten zur Lippe.

Empfehlenswert ist außerdem ein Besuch des Schlosses Brake bei Lemgo und der dreiflügeligen Wewelsburg bei Paderborn.

Wer sich für neuere Geschichte interessiert, wird in der Glashütte Gernheim fündig, die zum Westfälischen Industriemuseum gehört.

Das Hermannsdenkmal bei Detmold | Bildquelle: dpa/Friso Gentsch

Wohlstand und Wohlsein

800 Jahre Selbstständigkeit in Lippe haben Spuren hinterlassen. Genauso die Grafschaften und Fürstentümer, die sich hier ansiedelten.

Noch heute zieren prachtvolle, im Stil der Weserrenaissance verzierte Bauten aus dem 16. Jahrhundert und unzählige Fachwerkhäuschen die historischen Stadtkerne von Bad Salzuflen, Blomberg, Detmold, Horn, Lügde und Schwalenberg.

In Bad Salzuflen ist der Wohlstand, den der Salzhandel im 16. Jahrhundert in die Stadt brachte, nahezu an jeder Ecke spürbar. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der Handel mit dem "Weißen Gold" die wichtigste Einnahmequelle.

Und noch heute sprudeln die Thermal-Solequellen – sehr zur Freude der Wellnessurlauber. Die alte Hansestadt Lemgo zählt zu den städtebaulichen Höhepunkten von ganz Deutschland.

Die historische Altstadt in Lemgo | Bildquelle: Mauritius/Barbara Boensch

Wandern und schlemmen

Wer sich gerne in der Natur aufhält und bewegt, findet im Teutoburger Wald ein sehr gut ausgebautes Wandernetz. Vor allem der 156 Kilometer lange Hermannsweg, benannt nach Hermann/Arminius dem Cherusker, gilt als einer der schönsten Höhenwege Deutschlands.

Der Weg beginnt in Rheine und führt bis zur Felsgruppe des Lippischen Velmerstot – immer auf dem Kamm des Teutoburger Waldes. Am Stück ist der Weg nicht zu schaffen, aber man kann ihn in vielen kleinen Teilstücken begehen.

Velmerstot – hier endet der Hermannsweg | Bildquelle: Lippe Tourismus & Marketing AG

Auch Radfahrer und Mountainbiker kommen in der Region voll auf ihre Kosten. Sportliche Bewegung und Geschichte – das lässt sich in kaum einer anderen Ferienregion so gut vereinen.

Dank der günstigen Berglage findet sich in Oerlinghausen der größte Segelflugplatz Europas. Hier finden jedes Jahr nationale und internationale Wettbewerbe statt – ein Muss für jeden Flieger.

Sole, Moor, Schwefel sowie kalte und warme Heilwasser lassen zudem die Herzen aller Wellnessfans höher schlagen.

Für gutes Essen sorgt die örtliche Gastronomie. Zum Beispiel in Lippe, das für seine schmackhafte, aber deftige Küche bekannt ist.

Spezialitäten sind unter anderem der Lippische Pickert (ein Kartoffelpfannkuchen mit verschiedenen Zutaten), die Lippische Kartoffelsuppe oder die Lippische Palme (Grünkohl) mit Kohlwurst.

(Erstveröffentlichung: 2006. Letzte Aktualisierung: 12.10.2021)