Von der Missionssiedlung zur Westküsten-Metropole
Wer zum ersten Mal nach Los Angeles reist, wird von seiner Größe schier erschlagen. Auf fast 86.000 Quadratkilometern erstreckt sich diese Metropole, rund als 80 Gemeinden sind im Ballungsraum Los Angeles zusammengewachsen. Die "Stadt der Engel", wie sie auch genannt wird, ist mit rund 13 Millionen Einwohnern in der Metropolregion die zweitgrößte Stadt der USA nach New York.
Die Besiedelung von Los Angeles (kurz L.A.) begann mit der Gründung einer Missionsstation durch die damaligen spanischen Kolonialherren. Ein Franziskanerorden sowie 44 spanische und mexikanische Pioniere bauten 1781 die Siedlung mit dem Namen "El Pueblo de Nuestra Señora de la Reina de Los Angeles". Zu Deutsch: "Das Dorf unserer Frau (Maria), der Königin der Engel".
Nach dem gewonnenen Unabhängigkeitskrieg der Mexikaner gegen die spanische Kolonialmacht fiel die Stadt 1821 an Mexiko und wurde Provinzhauptstadt der Region Alta California. 25 Jahre später besetzten amerikanische Soldaten während des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges zwischen 1846 und 1848 Alta California und damit auch Los Angeles und gliederten die Region an die USA an.
Wegen des Goldrauschs ab dem Jahr 1848 zogen immer mehr Menschen nach Kalifornien. Dennoch vervielfachte sich die Einwohnerzahl der Stadt erst im Jahr 1876, als Los Angeles an das Eisenbahnnetz der "Southern Pacific Railroad" angeschlossen wurde.
Jetzt setzte ein wahrer Zuwanderungsstrom ein, der noch verstärkt wurde, als 1892 Erdöl auf dem Stadtgebiet von Los Angeles entdeckt wurde. Zum Vergleich: Im Jahr 1800 lebten noch 300 Menschen dort, im Jahr 1900 waren es schon mehr als 100.000 und 1920 hatte die südkalifornische Stadt bereits 1,2 Millionen Einwohner.
Wirtschaftsstandort Los Angeles
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgte neben Gold und Öl ein neuer Wirtschaftszweig für Aufschwung. Die Filmindustrie ließ sich in dem kleinen Vorort Hollywood nieder und brauchte ab 1910 viele tausend Arbeitskräfte.
Die großen Studios wie Paramount, Warner Brothers oder Metro-Goldwyn-Mayer brachten wegen der steigenden Nachfrage des Publikums in den 1920er-Jahren jede Woche einen neuen Film in die Kinos. 1927 wurde dann zum ersten Mal der Oscar der "Academy of Motion Pictures and Arts" in Los Angeles verliehen, der heute wichtigste Filmpreis der Welt.
Zeitgleich entstand die Luftfahrtindustrie. Ein großer Teil der Passagier- und Militärflugzeuge der USA wurde in Los Angeles gebaut. Die Industrie entwickelte sich während des Zweiten Weltkriegs zum größten Arbeitgeber der Region. Ende der 1950er-Jahre wurde die Raumfahrt weiterentwickelt, in Los Angeles entstand einer der Forschungsstandorte der amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde NASA.
In dieser Zeit erlebte die Stadt einen massiven wirtschaftlichen Aufschwung. Doch am Ende des Kalten Krieges, Anfang der 1990er-Jahre, brach der Industriezweig der Luftfahrt massiv ein, weil die Rüstungsaufträge der Regierung ausblieben. Die Arbeitslosenquote in Los Angeles stieg 1992 sprunghaft auf über zehn Prozent, immer mehr Menschen lebten in Armut.
Rodney King und die Rassenunruhen
Die steigende Armut und die Arbeitslosigkeit bereiteten den Boden für die blutigen Aufstände, die Los Angeles 1992 in Atem hielten. In einem Prozess wurden vier weiße Polizisten freigesprochen, nachdem sie den schwarzen Autofahrer Rodney King bei einer Festnahme brutal verprügelt hatten. Eine private Videokamera hatte das Vorgehen der Polizisten aufgezeichnet.
Nach dem Freispruch kam es zu massiven Protesten, die schnell in Gewalt umschlugen. Autofahrer wurden aus ihren Wagen gezogen und von einer aufgebrachten Menge verprügelt. Brandanschläge, Schießereien und Plünderungen im gesamten Stadtgebiet waren die Folge. Es herrschte Ausnahmezustand.
Erst eine strikte Ausgangssperre und 20.000 Sicherheitskräfte, darunter Soldaten der Armee und der Nationalgarde, konnten nach vier Tagen die Situation wieder unter Kontrolle bringen.
Die Bilanz: 54 Tote, mehr als 2000 Verletzte und ein Gesamtschaden von fast einer Milliarde Dollar. Ein Jahr später wurden zwei der vier Polizisten in einem zweiten Gerichtsverfahren zu Gefängnisstrafen von jeweils 30 Monaten verurteilt, Rodney King bekam Schmerzensgeld.
Schmelztiegel der Nationen
In seiner Geschichte hat es in L.A. immer wieder Rassenunruhen gegeben. Das liegt zum Teil auch daran, dass Los Angeles ein wahrer Schmelztiegel der Kulturen ist. Die Einwanderungswellen aus Asien, Lateinamerika und Afrika haben in den vergangenen Jahrhunderten die Stadt rasant anwachsen lassen. Die größte Bevölkerungsgruppe sind die Latinos, und so spricht fast die Hälfte der Einwohner von Los Angeles Spanisch.
Ein Drittel der Stadtbewohner sind ursprünglich europäischer Herkunft, ein weiteres Zehntel der Bevölkerung sind Afroamerikaner. Dazu kommen Angehörige zahlreicher Nationen aus allen Teilen der Erde. So wird Los Angeles manchmal auch die zweitgrößte Stadt Koreas genannt. Diese kulturelle Vielfalt macht aber auch den Reiz der Metropole aus.
Los Angeles – eine moderne Stadt
Los Angeles ist eine moderne und abwechslungsreiche Stadt mit Menschen aus vielen Nationen, die viele Impulse für das moderne Zeitalter gegeben hat.
Hier entstanden das moderne Kino, der Tonfilm und das Fernsehen. Auch für das Internetzeitalter wurde in Los Angeles ein wichtiger Meilenstein gelegt, als die Universität von Kalifornien 1969 erstmals Dateien über ein experimentelles Netzwerk zum "Stanford Research Institute" schickte.
Hier gab es die ersten vegetarischen Restaurants der USA, viele Bewohner engagieren sich für Umwelt- und Klimaschutz und der Schönheitswahn wurde auf die Spitze getrieben. Vor allem am Venice Beach und in Malibu zeigen die Angelenos, wie die Bewohner von Los Angeles auch genannt werden, gerne ihre durchtrainierten Körper. Hier bekommt man ein Gefühl für Kalifornien.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 18.03.2020)