Der Dom
Das Angebot war verlockend: Wer dem frisch ernannten Bischof Albrecht aus Bremen nach Livland folgte, dem wurden alle Sünden erlassen. 1201 erreichte Albrecht mit 1500 Pilgern die Mündung der Daugava – und viele weitere folgten. Der Bischof gründete die neue Stadt Riga im heutigen Lettland und nachdem seine Macht gefestigt war, ließ er im Juli 1211 den Grundstein für seinen neuen Amtssitz legen: den Dom zu Riga.
Mehrmals erweitert und umgebaut, ist der Dom bis heute das größte Gotteshaus des Baltikums. Die wertvollen Ordensschätze gingen jedoch während der Reformation verloren. Daher fallen im Inneren des Doms heute insbesondere die barocken Schnitzereien an der Kanzel ins Auge sowie die große Orgel aus dem 19. Jahrhundert mit über 6700 Pfeifen.
Die gesamte Zeit überdauert haben dagegen die sterblichen Überreste von Bischof Albrecht: Sie befinden sich bis heute in der Domkrypta.
Das Schwarzhäupterhaus
Die vielen Skulpturen, Reliefs und goldenen Verzierungen sowie die astronomische Uhr an der Fassade lassen keinen Zweifel: Das Schwarzhäupterhaus war schon immer ein prestigeträchtiger Bau.
Erstmals erwähnt wurde es 1334: Im "Neuen Haus der Großen Gilde" trafen sich Kaufleute und Mitglieder der überwiegend deutschen Bürgerschaft der Stadt.
Seit Ende des 17. Jahrhunderts wurde es "Schwarzhäupterhaus" genannt, denn der große Saal war zum Treffpunkt der Schwarzhäupter geworden – einer Gemeinschaft junger unverheirateter Kaufleute aus dem Ausland, die nicht die Bürgerrechte der Stadt Riga besaßen.
Während des Zweiten Weltkriegs zerstörten die deutschen Truppen 1941 bei ihrer Einnahme Rigas das historische Gebäude. 50 Jahre später entschloss sich die Stadt, das Gebäude originalgetreu zu rekonstruieren.
Damit erfüllte Riga auch den in einer Inschrift auf der Fassade des Originalhauses verewigten Wunsch der Bauherren: "Sollt ich einmal fallen nieder, so erbauet mich doch wieder."
Die Petrikirche
Noch vor dem Dom wurde in Riga die Petrikirche errichtet. Sie war im Mittelalter das Gotteshaus der Rigaer Bürgerschaft, Hauptkirche der Stadt und überragte mit ihrem 120 Meter hohen Turm die anderen Gebäude.
Doch im Laufe der Jahrhunderte stand die Konstruktion aus Holz immer wieder in Flammen. Als im Jahre 1721 ein Blitz einschlug, half der Überlieferung nach sogar der russische Zar Peter der Große bei den Löscharbeiten mit.
Nach dem Wiederaufbau einige Jahre später erklomm der damalige Baumeister die Kirchturmspitze, trank ein Glas Wein auf das Wohl des Gotteshauses und warf es anschließend zu Boden.
Weil es auf einem Heuhaufen landete, soll es dabei nur in zwei Teile gebrochen sein. Das Ergebnis interpretierte man als Zeichen dafür, dass der Kirchturm nun zwei Jahrhunderte unbeschadet überdauern würde – was sich auch bewahrheitete: 200 Jahre später wurde die Kirche 1941 wie viele andere Gebäude in der Altstadt von deutschen Granaten getroffen und brannte vollständig aus.
Nach dem Wiederaufbau wiederholte der damalige Architekt übrigens das Experiment. Das Glas, das er vom neuen Kirchturm warf, zerbrach in tausend Stücke.
Das Schwedentor
Das einzige noch erhaltene Tor der Stadtmauer entstand der Überlieferung nach im Jahre 1698 auf unkonventionelle Art: Die Schweden, damals die Machthaber in Riga, wollten von ihrer Kaserne außerhalb des Walls schneller ins Stadtzentrum gelangen. Kurzentschlossen brachen sie ein Loch in die Mauer. Anschließend wurde es zum Tor ausgebaut.
Die Zeit der Schweden in Riga (1621-1710) wird heute noch gerne die "gute schwedische Zeit" genannt. Dennoch war der Kontakt mit den Soldaten damals nicht gern gesehen, eine Hochzeit zwischen einheimischen Mädchen und den Fremden sogar verboten.
Mindestens ein junges Mädchen verliebte sich jedoch der Legende nach unsterblich in einen schwedischen Soldaten. Die beiden versuchten ihre Liebe zu verbergen und trafen sich nur heimlich. Eines Nachts wurden sie jedoch erwischt – und grausam bestraft: Bei lebendigem Leib wurden sie in das Schwedentor eingemauert.
Die Geister der beiden Liebenden spuken dort angeblich noch heute. In Riga sagt man: Wer wissen will, ob jemand wirklich die Liebe des Lebens ist, der muss mit diesem Menschen durch das Tor gehen und genau lauschen. Wer dann die Stimme des Paares hört, kann sich seiner Liebe sicher sein.
Das Freiheitsdenkmal
Am Übergang von der Altstadt zur Neustadt thront in 42 Metern Höhe eine bronzene Frauengestalt: Milda, wie sie liebevoll von der Bevölkerung genannt wird. Mit ihren Händen streckt sie drei miteinander verbundene Sterne in den Himmel.
Die Sterne symbolisieren die drei historischen Regionen Lettlands: Kurland, Livland und Lettgallen. Seit ihrer Errichtung im Jahre 1935 gilt Milda als Sinnbild der Freiheit und Unabhängigkeit.
Als Lettland von der Sowjetunion besetzt wurde, war das Denkmal den neuen Machthabern selbstverständlich ein Dorn im Auge. Doch die Pläne, den Obelisk niederzureißen, wurden verworfen. Zu groß war die Angst vor den Protesten der Bevölkerung.
Stattdessen dichtete die Regierung ihm eine neue Symbolik an: Es sei ein Willkommensgruß des Baltikums an die Sowjetunion. Die drei Sterne stünden stellvertretend für die Republiken Lettland, Litauen und Estland – gehalten von Mütterchen Russland.
Im Sommer 1987 versammelten sich an dem Denkmal rund 5000 Menschen zu einer illegalen Demonstration, um an ihre nach Sibirien deportierten Angehörigen zu erinnern – der Beginn der "Singenden Revolution". Heute darf Milda auch offiziell wieder die nationale Freiheit und Unabhängigkeit Lettlands symbolisieren.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 27.05.2020)