Wirtschaft

Schulden

Pleite, gepfändet, insolvent – das kann fast jedem passieren. Plötzlich verliert man den Job, dann wird das Geld knapp, schließlich lassen sich die Kredite für Wohnung, Auto oder Handy nicht mehr zurückzahlen und der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür.

Von Sabine Kaufmann

Was ist Überschuldung?

Laut Schuldneratlas waren im Jahr 2020 in Deutschland knapp sieben Millionen Menschen überschuldet, die meisten von ihnen waren zwischen 30 und 39 Jahre alt. Männer waren häufiger verschuldet als Frauen.

Von Überschuldung spricht man, wenn eine Person oder eine Familie nicht mehr auf Ersparnisse zurückgreifen kann und das monatliche Einkommen die Ausgaben für Miete, Strom und andere Verpflichtungen wie Ratenzahlungen nicht mehr deckt – und das auf Dauer.

40 Prozent der Haushalte kommen schon mit Schulden, die unter einem Betrag von 10.000 Euro liegen, nicht mehr klar. Junge Erwachsene, die noch bei ihren Eltern wohnen und wenig verdienen, wächst oft schon eine Schuldenlast von 1000 Euro über den Kopf.

Gerade bei jungen Menschen besteht die Gefahr, dass sie aus der Schuldenspirale nur schlecht herausfinden und sich jahrelang in einem Teufelskreis bewegen, in dem die alten Ratenzahlungen mit immer neuen Schulden beglichen werden.

Wen trifft es am häufigsten?

Egal ob Mann oder Frau, jung oder alt, mit Doktortitel oder ohne Ausbildung: Jeder kann in eine Situation geraten, in der sich ein Schuldenberg vor ihm auftürmt.

Die Mehrzahl der Überschuldeten ist zwischen 30 und 50 Jahre alt. In diesem Alter gründen viele eine eigene Familie, kaufen eine Wohnung oder nehmen Kredite auf. Wenn dann etwas Unvorhergesehenes passiert, ist der Weg in die Überschuldung nicht mehr weit. Selbst die ungeplante Geburt eines Kindes kann Einzelne finanziell überfordern.

Das Einkommen der Menschen, die in die Insolvenz geraten, ist meist sehr knapp bemessen. 30 bis 40 Prozent der Betroffenen, die aus ihren Schulden alleine nicht mehr herausfinden, sind Hartz-IV-Empfänger. Ihr finanzieller Spielraum ist so eng, dass es gerade für das Nötigste zum Leben reicht. Wenn sich dann noch Ratenzahlungen angehäuft haben, ist die Situation fast ausweglos.

Eine junge Frau betrachtet verzweifelt einen Antrag für das Arbeitslosengeld II

Besonders gefährdet: Hartz-IV-Empfänger

Was führt zu hohen Schulden?

Trennung und Scheidung sind die häufigsten Gründe, die zur Überschuldung führen. Betroffene in dieser Lebenssituation müssen eine doppelte Haushaltsführung bewältigen. Miete, Strom und alles, was zur Lebensgestaltung dazugehört, muss zweifach bezahlt werden, obwohl das verfügbare Einkommen meistens gleich bleibt.

Im Scheidungsfall kann es auch vorkommen, dass eine Frau mit dem Schuldenberg ihres Exmannes dasitzt, wenn sie noch zu Zeiten der Ehe eine Bürgschaft für das Geschäft oder Unternehmen ihres Mannes unterschrieben hat. Geht der Betrieb in die Insolvenz und beide trennen sich, muss die geschiedene Ehefrau für die gebürgten Schulden aufkommen.

Handelt es sich aber um eine so genannte "Hausfrauenehe", in der die Partnerin nicht gearbeitet hat und für die Betreuung der Familie zuständig war, kann sie sich auf diesen Fakt berufen und muss gegebenenfalls die Bürgschaft nicht abbezahlen. Die Grenzen dafür sind jedoch eng gesteckt.

Arbeitslosigkeit und falsches Konsumverhalten

Ein weiterer wichtiger Grund, der Menschen in die Schuldenfalle rutschen lässt, ist eine unvorhergesehene Arbeitslosigkeit. Die finanziellen Verpflichtungen, die man durch den Kauf eines Hauses oder eines Autos eingegangen ist, lassen sich dann nicht mehr leisten.

Wenn die Betroffenen weder eine Berufsqualifikation noch einen Bildungsabschluss aufweisen können, ist der Weg zurück in die Arbeitswelt meist schwierig.

Und schließlich sind da noch die Verlockungen des Konsums, denen manche trotz mageren Geldbeutels nicht widerstehen können. Die Werbung macht es auch nicht gerade einfach, an verführerischen Angeboten vorbeizugehen. Hinzu kommt, dass gesellschaftlicher Status heute sehr oft mit dem Besitz materieller Güter gleichgesetzt wird.

Durch den Kauf auf Pump kann der Verbraucher sofort auf die Fülle der Angebote zugreifen. Nach dem Motto "Kaufe jetzt, zahle später" ist der Verschuldung Tür und Tor geöffnet. Aber Achtung: Wer seine finanzielle Situation beim Kauf auf Kredit beschönigt, kann sogar unter den Verdacht des Betruges geraten.

Ein Sozialempfänger steht vor der Arbeitsagentur und schaut in seine Geldbörse

Wer unerwartet arbeitslos wird, kann schnell in Geldnot kommen

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Quelle: SWR | Stand: 29.10.2021, 11:53 Uhr

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