Konsum fördert Kaufsucht
Die stark Betroffenen denken ständig nur ans Einkaufen und den Konsum. Während ihres Kaufrausches fühlen sie sich anerkannt. Was für den nicht-kaufsüchtigen Kunden ein normales Beratungs- und Verkaufsgespräch mit der Schuhverkäuferin ist, vermittelt dem Kaufsüchtigen: "Ich bin wichtig, ich werde anerkannt, mein Leben hat einen Sinn".
Meist klingelt danach die Kasse des Händlers und das Konto des Betroffenen ist im schlimmsten Fall um ein paar tausend Euro leerer.
Betroffene denken nur ans Einkaufen
Kurzer Rausch mit bedrohlichen Folgen
Von der Kaufsucht sind alle Altersgruppen und alle Einkommens- und Bildungsschichten gleichermaßen betroffen. Doch nicht jeder, der gefährdet ist, gilt gleichzeitig als kaufsüchtig. Von krankhafter Kaufsucht spricht man erst, wenn der Betroffene selbst oder sein privates Umfeld darunter leidet.
Wie bei anderen Suchtarten auch, haben fast alle Kaufsüchtigen ihre Vorlieben für bestimmte Produkte und Kaufumgebungen. Die einen horten Lebensmittel-Schnäppchen vom Discounter, die anderen decken sich mit teurer Kleidung in Nobel-Boutiquen ein, wieder andere bestellen den fünften Mixer aus dem Katalog.
Frauen und Männer kaufen dabei unterschiedlich. Frauen leben ihren Kaufrausch beim Erwerb von Kleidung, Schuhen, Schmuck, Kosmetika, Lebensmitteln und Büchern aus. Männer kaufen eher technische und modische Accessoires sowie Elektro- und Sportgeräte.
Ist die Trophäe bezahlt, ist der Rausch auch schon vorbei. Zu Hause kommt sie, meist unausgepackt, in den bereits mit anderen Trophäen vollgestopften Schrank.
Eine Sucht, die schnell sehr teuer werden kann
Therapien für Kaufsucht
Der Kaufrausch bringt dem Süchtigen Befriedigung. Er wirkt wie ein Beruhigungsmittel bei Ängsten und Depressionen oder wie ein Glückshormon, wenn die Alltagsprobleme zu sehr drücken. Wie bei anderen Suchtformen kann dies zur Steigerung der Dosis führen, so dass ständig mehr und teurere Dinge angeschafft werden.
Die Folge ist eine immer höhere Verschuldung, die in den finanziellen Ruin führen und existenzbedrohend sein kann. Teilweise werden dadurch das Privat- sowie das Berufsleben zerstört.
Das Problem bei der Kaufsucht: Oft wird sie nicht früh genug erkannt, da sie nicht auffällt. Einkaufen muss schließlich jeder, und das Kaufen ist gesellschaftlich akzeptiert. Die Kaufsucht gehört zu den nichtstoffgebundenen Süchten und kann daher nicht mit anderen Suchtformen wie Alkoholismus oder Esssucht verglichen werden.
Zugrunde liegen kann entweder eine Impulskontrollstörung, eine Suchterkrankung oder eine affektive Störung, wie beispielsweise eine Depression. Kaufsucht kann erfolgreich behandelt werden, wenn sich die Betroffenen in eine Verhaltenstherapie begeben. In weniger schwierigen Fällen kann auch der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe zum Erfolg führen.
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 19.03.2020)
Quelle: WDR