Viele Spirituosen stehen in einem Supermarktregal.

Whisky

Whiskys und Whiskeys der Welt

In Schottland und Kanada schreibt man Whisky ohne E, in Irland und den USA dagegen heißt er Whiskey. Egal wo er herkommt – Whisk(e)y wird inzwischen überall auf der Welt produziert und getrunken.

Von Stefan Morawietz

Schottland – der Marktführer

In Schottland wird mit Abstand der meiste Whisky weltweit hergestellt: Der Anteil an der Weltproduktion liegt bei etwa 40 Prozent.

Die schottischen Brennereien erzeugen etwa 400 verschiedene Abfüllungen. Allein die "Distillers Company", der die Hälfte aller Malt-Whisky-Brennereien Schottlands gehört, hat mehr als 100 Blended Scotch-Whiskys auf den Märkten der Welt. Kein anderes Land erreicht diese Whisky-Vielfalt.

Benromach Distillery in Schottland

In Schottland gibt es die meisten Destillerien

Irland – der entthronte Champion

Der ehemals weltgrößte Whiskey-Produzent Irland unterscheidet sich von der schottischen Konkurrenz nicht nur durch die Schreibweise (ein zusätzliches "e" vor dem "y"): Zum einen verwenden die Iren zum Mälzen Kohle und nicht Torf – obwohl es den auch in Irland massenweise gibt. Dadurch schmecken die meisten irischen Whiskeys auch nicht rauchig.

Dafür werden die duftige Note der Gerste und der abgerundete Malzgeschmack stärker betont. Ob die Gerste gemälzt oder ungemälzt verarbeitet wird, ist für die Iren zweitrangig, solange der Malzanteil von 20 bis 40 Prozent nicht unterschritten wird. Diesen Whiskey nennt man in Irland Pot-Still-Whiskey, wobei diese Stills in Irland traditionell viel größer sind als in Schottland.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weigerten sich die irischen Brenner, ihren Produkten Grain Whiskey beizumischen. Erst sinkende Exportzahlen änderten diese Haltung. Heute bestehen die meisten Irish aus einem Anteil Malz, Rohgerste und Kornsprit (Grain Whiskey).

In Irland ist es zudem üblich, den Whiskey dreimal zu destillieren. Das liegt vermutlich an der derberen ungemälzten Gerste. Dadurch enthält das End-Destillat mehr Alkohol als schottische Erzeugnisse.

Auch wenn irische Whiskeys später in den gleichen Stärken verkauft werden wie die schottische Konkurrenz, beeinflusst die ursprünglich höhere Alkoholkonzentration noch den späteren Geschmack. Trotz hervorragender einzelner Single Whiskeys hat Irland seine einst führende Stellung auf dem Weltmarkt an die Blended Whiskys aus Schottland verloren.

Pot-Still-Whisky-Label.

Der Pot-Still-Whiskey ist eine irische Spezialität

USA – die Heimat des Bourbon

Bei den vielen irischen und schottischen Auswanderern war es klar, dass Whiskey auch in den USA bald zu den populärsten Getränken gehören würde. Vor allem Kentucky und einige Regionen in Tennessee entwickelten sich zu Whiskey-Hochburgen und gaben dem amerikanischen Whiskey (die irische Schreibweise hat sich in den USA durchgesetzt) seinen Namen: Bourbon – nach einem County in Kentucky.

Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten wurden die Zutaten aber leicht geändert: So ist Bourbon kein Malt Whiskey, sondern besteht überwiegend aus Mais. Solange eine Brennerei nicht weniger als 51 und nicht mehr als 79 Prozent Mais verwendet (die übrigen Anteile sind Roggen oder Weizen und Gerstenmalz), darf sich der Whiskey Bourbon nennen, egal in welchem Teil der USA er entstanden ist.

Charakteristisch ist auch ein starkes Vanillearoma, das der Whiskey bei der Alterung in neuen, ausgekohlten Eichenfässern erhält. Das Auskohlen dient der Desinfektion und der Farbe des Whiskeys. Diese Fässer dürfen nur einmal mit Bourbon Whiskey gefüllt werden. Das freut die schottischen Brennereien, die massenweise gebrauchte Bourbon-Fässer für ihren Whisky importieren.

Das sogenannte Sour-Mash-Verfahren, das generell bei der Bourbon-Herstellung angewandt wird, bedeutet, dass immer der Rest der Maische aus dem letzten Destillationsvorgang in die folgende kommt. Auf diese Weise bleiben einige Charakteristika des Whiskey immer erhalten.

Eine Besonderheit der Tennessee Sour Mash Whiskeys wie Jack Daniels ist das so genannte "Mellowing" oder "Leaching": Vor dem Abfüllen in Fässer tröpfelt das Destillat langsam durch einen meterhohen Stapel von Holzkohle. Dadurch soll der Whiskey weicher und reiner werden.

Auch Whiskey, der nur aus Roggen hergestellt wird, ist vereinzelt noch zu finden. Früher kamen diese Whiskeys oft aus Maryland und Pennsylvania, doch heute stammen viele auch aus Kentucky. Zunächst war Rye (= Roggen) Whiskey sogar deutlich beliebter als Bourbon, aber spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Geschmack gewandelt. Generell muss amerikanischer Whiskey mindestens vier Jahre lagern und ist selten älter als zehn bis zwölf Jahre.

Nicht verwirren lassen sollte man sich von den amerikanischen Alkoholangaben: 80 US-Proof entsprechen den 40 Prozent Volumenalkohol europäischer Brennereien. Der Zusatz "straight" bedeutet lediglich, dass der Whiskey nicht mit neutralem Alkohol gestreckt wurde – ein ansonsten beliebtes Verfahren, insbesondere bei Blended Whiskey, den es auch in den USA sehr häufig gibt. Rye oder Bourbon sind in vielen Fällen Single-Whiskeys aus nur einer Brennerei, aber mangels Gerstenmalz eben keine Single Malt Whiskeys.

Auf dem Bild zu sehen ist ein Maiskolben.

Bourbon basiert zu mindestens 51 Prozent auf Mais

Kanada – der Gewinner der Prohibition

Kanadischer Whisky ist zwar prinzipiell aus Roggen gebrannt, kommt aber nicht als "straight" wie in den USA vor. Alle kanadischen Whiskys sind Blends mit mehr oder weniger hohen Anteilen neutralen Alkohols. Das hat stark mit der Geschichte des einheimischen Whiskys zu tun: In dem riesigen Land mit verhältnismäßig geringen Bevölkerungsdichte saßen die Hauptabnehmer der einheimischen Whiskyproduktion schon immer südlich der Grenze.

Als die Regierung und die Anti-Alkohol-Lobby den US-Amerikanern während der Prohibitionszeit das Trinken verbieten wollten, schlug nicht nur die große Stunde der Schmuggler, sondern auch die der kanadischen Brennereien: Seagram's wurde zur größten Brennerei der Welt, und auch die Konkurrenz von Hiram Walker ist längst ein internationaler Gigant. Das Mindestalter kanadischer Whiskys ist drei Jahre.

Brennmeister mit Probe

Trinken verboten: Während der Lagerung wird nur mit Augen und Nase geprüft

Japan – die heimliche Hochburg

Wahrscheinlich würde zunächst kaum jemand Japan mit Whisky in Verbindung bringen, aber das ist ein Irrtum: Der Whiskykonsum pro Kopf ist in Japan höher als in Großbritannien oder den USA.

In Japan gibt es auch die sogenannte Whiskybar. Das ist eine Art englisches Pub, in dem es aber nur Whisky zu trinken gibt, vornehmlich japanischen. Dort kann sich der Gast sogar seine persönliche Flasche reservieren lassen. Das soll den japanischen Brauch erleichtern, seinen Gästen Getränke einzuschenken – eine wichtige japanische Höflichkeitsregel.

Japanischer Whisky steht eng in schottischer Tradition. In Schottland lernten die ersten japanischen Brennmeister ihr Handwerk. Herstellungsart und Sorten sind ähnlich wie in Schottland. Das Mindestalter japanischer Whiskys ist drei Jahre.

Auch die meisten japanischen Whiskys sind Blended Whiskys. Ein klarer Unterschied ist jedoch der deutlich schwächere Torfanteil in japanischem Whisky. Das liegt nicht zuletzt am unterschiedlichen Geschmack japanischer Whiskytrinker.

Da die Japaner erst 1923 und damit recht spät begannen, eigenen Whisky herzustellen, gibt es nur relativ wenige, allerdings ziemlich große Brennereien. Bis jetzt wird mehr als 90 Prozent des japanischen Whiskys im eigenen Land verkauft.

Große Whiskyproduktionshalle mit japanischem Arbeiter.

In Japan werden große Mengen Whisky produziert

Deutschland – der Außenseiter

International gesehen spielt Deutschland zwar keine Rolle, aber es gibt sie trotzdem, die deutsche Whiskyproduktion. Sie rangiert allerdings weit abgeschlagen hinter Weinbrand, klarem Schnaps, Likör und Rum. Alle Versuche, schottischen oder amerikanischen Whisky zu imitieren, scheiterten – obwohl die Voraussetzungen (Wasser, Gerste, Malz und Torf) durchaus gegeben waren.

In den 1950er-Jahren war Whisky in Deutschland teuer und darum eher ein Prestigegetränk. Die erste ernstzunehmende deutsche Produktion begann 1958 mit dem "Blend Red Fox" von Racke, der seit 1961 "Racke Rauchzart" heißt.

Dieser Whisky wird zwar in Deutschland hergestellt und eroberte sich aufgrund seines günstigeren Preises schnell große Marktanteile, enthält aber immer einen guten Anteil schottischen Malt Whisky, der auch für seinen Geschmack verantwortlich ist. Der deutsche Anteil bezieht sich im Wesentlichen auf den verwendeten Grain Whisky und das Wasser, das zum Reduzieren des Alkoholgehaltes auf Trinkstärke genutzt wird.

Auf dem Höhepunkt des Whiskybooms in Deutschland Anfang der 1970er-Jahre versuchten sich auch andere deutsche Firmen an eigenen Produkten, verschwanden aber bald wieder vom Markt. In der ehemaligen DDR gab es allerdings mit "VEB Bärensiegel" und "Der Falckner" gleich zwei Whiskys, die bis zur Wende produziert wurden. Heute stellen zahlreiche kleinere Brennereien ihren eigenen Whisky her.

Destillationskessel in einer Brennerei

Auch in Deutschland wird in kleinen Brennereien Whisky hergestellt

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 21.09.2020)

Quelle: WDR

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