Fußball-Weltmeisterschaft 1954
Die Sieger-Mannschaft von 1954
Als krasse Außenseiter waren die Deutschen 1954 in die Weltmeisterschaft gestartet, als Sieger gingen sie vom Platz. Ganz Deutschland jubelte. Mit Entschlossenheit und Teamgeist hatte die deutsche Elf das "Wunder von Bern" vollbracht.
Von Martin Gresch
Max Morlock (1925-1994)
Während der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz schoss Morlock mit sechs Treffern die meisten Tore für die deutsche Mannschaft. Ganz nach dem Motto "Ein Franke lässt sich nicht so einfach verpflanzen", blieb "Maxl" Morlock seinem 1. FC Nürnberg immer treu, trotz einiger verlockender Angebote aus dem Ausland.
Er absolvierte etwa 900 Spiele für seinen Verein und erzielte dabei mehr als 700 Tore. Auch seine Länderspielbilanz ist beeindruckend: In 26 Spielen schoss er 21 Tore, darunter den 1:2-Anschlusstreffer im Endspiel gegen die Ungarn.
Max Morlock schoss den Anschlusstreffer im Finale gegen Ungarn
Fritz Walter (1920-2002)
Fritz Walter war der Kapitän der Mannschaft und der Lenker des deutschen Spiels, er galt als die rechte Hand von Trainer Sepp Herberger. Der gebürtige Kaiserslauterer spielte seit seinem zehnten Lebensjahr bei den "Roten Teufeln" auf dem Betzenberg.
In 320 Oberligaspielen erzielte er 273 Tore, wurde mit dem FCK zweimal Deutscher Meister und dreimal Vize-Meister. Im Jahr 1985 – bereits zu seinen Lebzeiten – wurde das Stadion auf dem Betzenberg ihm zu Ehren in Fritz-Walter-Stadion umbenannt.
Die Weltmeisterschaft 1954 war die Krönung von Fritz Walters sportlicher Laufbahn. Als deutscher Spielführer erhielt er vom FIFA-Präsidenten Jules Rimet den WM-Pokal und wurde später noch als Kapitän in die All-Star-Mannschaft des Turniers gewählt.
Für Herberger war Walter so wichtig, dass er ihn auch 1958 noch als 37-Jährigen mit zur Weltmeisterschaft nach Schweden nahm. Selbst vier weitere Jahre später wollte der "Chef" seinen ehemaligen Kapitän noch einmal zu einer WM überreden, diesmal aber erfolglos.
Fritz Walter (Mitte) war Herbergers Schlüsselspieler
Toni Turek (1919-1984)
Er war der "Teufelskerl" und der "Fußball-Gott" des Finales von Bern. Diese Titel verlieh ihm der legendäre Hörfunkreporter Herbert Zimmermann in seiner Endspiel-Reportage. Mit grandiosen Paraden brachte Turek die Ungarn fast zur Verzweiflung.
Zwar absolvierte der gebürtige Duisburger zwischen 1950 und 1954 nur 20 Länderspiele, dennoch gilt er bis heute als einer der besten deutschen Torhüter.
Toni Turek war der große Rückhalt der Mannschaft während des gesamten Turniers
Helmut Rahn (1929-2003)
Zur Zeit der WM spielte der "Boss" Helmut Rahn in seiner Heimatstadt bei Rot-Weiss Essen. Er galt als der absolute Spaßvogel der Nationalmannschaft. Für Sepp Herberger, der sehr auf Disziplin achtete, war der "Boss" deshalb stets auch ein Problemfall. Dennoch schätzte er Rahns grenzenlosen Optimismus.
Trainer Herberger machte Rahn klugerweise zum Zimmergenossen des stets grüblerischen Fritz Walter. Es sollte sich auszahlen: Fritz Walter spielte ein hervorragendes Turnier und Rahn schoss die Deutschen mit seinem 3:2 zum Weltmeistertitel.
Helmut Rahn jubelt nach seinem Ausgleichstreffer zum 2:2
Horst Eckel (1932-2021)
Eckel war 1954 der Jüngste im Kreis der deutschen Mannschaft, weshalb er den Spitznamen "Benjamin" bekam. Trotz seiner erst 22 Jahre hatte er im Finale den Auftrag, den ungarischen Weltklassespieler Nándor Hidegkuti zu bewachen, was ihm auch hervorragend gelang.
Dabei kamen ihm seine Ausdauer und Schnelligkeit zugute, die ihm einen weiteren Spitznamen einbrachten: "Windhund". Wie sein großes Vorbild Fritz Walter spielte auch Horst Eckel lange für den 1. FC Kaiserslautern und wurde dort zweimal Deutscher Meister.
Horst Eckel schaltete Nandor Hidegkuti nahezu aus
Werner Kohlmeyer (1924-1974)
Kohlmeyer war der linke Verteidiger der 1954er-Mannschaft und ihre tragische Figur. Nur 20 Jahre nach dem Triumph von Bern starb er verarmt und alkoholkrank.
Wie viele seiner Kollegen aus der Nationalmannschaft spielte auch er beim 1. FC Kaiserslautern, was Kritiker auch als Hauptgrund für seine Nominierung sahen. Doch im Finale war Kohlmeyer einer der Sieggaranten – mehrmals rettete er auf der eigenen Torlinie.
Werner Kohlmeyer rettete mehrfach für seinen Torwart
Hans Schäfer (1927-2017)
Mit dem 1.FC Köln wurde Schäfer zweimal Deutscher Meister, mehr als 700 Spiele bestritt der Linksaußen für die Geißbock-Elf. Als einziger "Held von Bern" nahm Hans Schäfer an drei WM-Turnieren teil, 1958 und 1962 sogar als Kapitän. Sein Spitzname auf dem Platz war "de Knoll", was so viel wie Dickkopf bedeutet.
Hans Schäfer spielte mehr als 700 Spiele für den 1.FC Köln
Jupp Posipal (1927-1997)
Posipal wurde als Sohn eines Deutschen und einer Ungarin in Logosch (Siebenbürgen im heutigen Rumänien) geboren. Mit 17 Jahren kam er nach Deutschland, wo sein Talent schnell erkannt wurde.
Sepp Herberger setzte sich deshalb dafür ein, dass Posipal einen deutschen Pass erhielt. Von 1949 bis 1958 spielte der Verteidiger für den Hamburger SV, für die Nationalmannschaft lief er 32 Mal auf.
Sepp Herberger setzte sich für Posipals Einbürgerung ein – mit Erfolg
Karl Mai (1928-1993)
Karl Mai, genannt "Charly", spielte im Jahr 1954 bei der Spielvereinigung Fürth, in der Herberger-Mannschaft war er der linke Außenläufer.
Im Finale von Bern deckte er den Ungarn Sándor Kocsis, der mit elf Treffern zum Torschützenkönig des Turniers wurde. Als Vereinsspieler kehrte Mai noch einmal in die Schweiz zurück, wo er bei den Young Fellows Zürich und dem FC Dornbirn spielte.
Werner Liebrich (1927-1995)
Der Mittelläufer der 54er-Elf war ein weiterer Auswahlspieler vom 1. FC Kaiserslautern. Insgesamt spielte er nur 16 Mal für Deutschland, dafür aber über 1000 Mal für die "Roten Teufel".
Ottmar Walter (1924-2013)
Obwohl er immer im Schatten seines älteren Bruders Fritz stand, gehört auch Ottmar Walter zu den besten Spielern der deutschen Fußballgeschichte. In 321 Einsätzen erzielte er für den 1. FC Kaiserslautern 336 Tore.
Ottmar Walter stand stets im Schatten seines Bruders
Sepp Herberger (1897-1977)
Er war der "Trainerfuchs" der WM 1954, zusammen mit seinem Kapitän Fritz Walter bestimmte er die Taktik des Spiels. Seit 1949 war der Fußballlehrer aus Mannheim Bundestrainer.
Herberger, der von Fritz Walter nur "Chef" genannt wurde, war sehr streng und forderte von seinen Spielern absolute Disziplin, konnte aber auch einmal Milde walten lassen, wenn es zum Wohl der Mannschaft war.
Viele Fußball-Weisheiten von ihm werden auch heute noch gerne zitiert. Beispiele für seine "Klassiker" sind: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel", "ein Spiel dauert 90 Minuten" und "der Ball ist rund". Am 28. April 1977 verstarb Sepp Herberger vier Wochen vor seinem 80. Geburtstag.
Sepp Herberger
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 08.09.2021)
Quelle: WDR