Hygiene

Waschen oder nicht? Hygiene im Lauf der Jahrhunderte

Das Baden und die Körperwäsche haben eine lange Tradition. Doch es gab auch Zeiten, in der sich die Menschen parfümierten, statt sich zu waschen.

Von Melanie Wieland

Zur Zeit von Kaiser Konstantin (um 275 bis 337 nach Christus) gab es im alten Rom etwa 900 öffentliche Bäder. Sie dienten der Körperhygiene und auch orthopädischen Zwecken.

Baden war Notwendigkeit, aber auch Freizeitvergnügen: In den berühmten Kaiserthermen gab es Schönheitssalons und Tänzerinnen, die zur Unterhaltung beitrugen. Die Römer verbreiteten ihre Badekultur in Europa und Nordafrika.

Thermen im antiken Pompeji | Bildquelle: akg

Doch mit dem Untergang des Römischen Reichs ging dieses Gut im 5. Jahrhundert verloren. Die Ruinen berühmter Thermen, etwa in Trier, erinnern heute noch daran. Danach wurde das Baden erst um das 12. Jahrhundert wieder populär.

Kreuzritter brachten aus dem Orient Berichte über prachtvolle Badehäuser mit. Doch die Zeiten waren prüde und die öffentlichen Anstalten bald nicht mehr mit den Moralvorstellungen zu vereinbaren. Weil es in den Anstalten manchmal so lustvoll zuging, galt sogar das Baden selbst als unanständig und sündhaft.

Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und dem Ausbruch der Pestepidemien zu Beginn des 17. Jahrhunderts war es mit der öffentlichen Hygiene dann endgültig vorbei. Massenhaft wurden Bäder geschlossen – man fürchtete, sich in ihnen mit der tödlichen Seuche anzustecken.

Im Barock war das Baden verpönt | Bildquelle: akg

Das Baden war in Verruf geraten. Statt sich zu waschen, puderte, schminkte und parfümierte man sich im Barock und Rokoko lieber. Viele barocke Schlösser wie Versailles hatten keine Badezimmer oder Toiletten mit fließendem Wasser. "Kratzen statt waschen", hieß die Devise.

Erst im 19. Jahrhundert setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass Baden und allgemeine Hygiene Krankheiten vorbeugen kann. Da es in den wenigsten privaten Haushalten Badezimmer gab, konnte man gegen Gebühr in so genannten Bade-Anstalten in die Wanne steigen.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 19.07.2019)