Kann man sich in der Gebärdensprache nur über konkrete Alltagsdinge unterhalten oder auch über abstrakte Themen?
In der Gebärdensprache sind Diskussionen über Philosophie, Literatur oder Politik genauso möglich wie in der gesprochenen Sprache. Dabei wird nicht Wort für Wort in einzelne Gebärden übersetzt, sondern die Gebärdensprache hat eine eigene Grammatik und ein eigenes Vokabular.
Wie immer gilt auch hier: Je größer der Wortschatz, desto besser sind die Ausdrucksmöglichkeiten und die Bandbreite der Bereiche, über die man sich austauschen kann. Auch Ironie oder Witze sind in der Gebärdensprache möglich – und es gibt sogar Gebärdenchöre.
Können sich Gehörlose aus aller Welt in derselben Gebärdensprache unterhalten?
Nein. Jedes Land hat seine eigene Gebärdensprache. Neben der Deutschen Gebärdensprache (DGS) gibt es weltweit rund 5000 weitere Gebärdensprachen, die sich alle im Lauf der Jahrhunderte genau wie die gesprochenen Sprachen nach und nach gebildet haben und sich auch heute immer noch weiterentwickeln. Innerhalb der einzelnen Länder gibt es übrigens auch bei den Gebärden regionale Dialekte.
Allerdings: Tatsächlich ist es für Gehörlose aus verschiedenen Ländern leichter, sich mithilfe der Gebärdensprache über einfache Dinge auszutauschen, als das in zwei unterschiedlichen gesprochenen Sprachen möglich wäre.
Denn eins haben alle Gebärdensprachen gemeinsam: Sie nutzen natürliche Gesten und Mimik. Wer als Gebärdender in einem fremden Land also zum Beispiel ein elementares Bedürfnis ausdrücken möchte wie "Ich habe Hunger" oder mitteilen will "Ich bin wütend", dürfte im Zweifelsfall von den Gehörlosen des Gastlandes verstanden werden.
(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 01.08.2024)