Einstein und die Religion
Auf der CD "Verehrte An- und Abwesende" etwa sind Originaltonaufnahmen von Albert Einstein aus den Jahren 1921 bis 1951 gesammelt. Hier erläutert Einstein sein "Glaubensbekenntnis". Damit meint er allerdings seine politischen und moralischen Wertvorstellungen.
Auch über Religion und Gott hat sich Einstein häufig geäußert. Und es gibt wohl kaum ein Anliegen, in dem der Physiker so unverstanden geblieben ist, wie beim Thema "Gott und die Physik". Wir kennen viele Worte und Sätze, in denen Einstein auf Gott anspielt.
"Gott würfelt nicht…" und "Raffiniert ist der Herrgott, doch boshaft ist Er nicht", soll er im Mai 1921 dem Mathematikprofessor Oscar Veblen in Princeton gesagt haben. Wie schillernd er mit solchen Aussprüchen spielte, bewies er zwei Jahre später, als er bekannte: "Ich habe noch einmal darüber nachgedacht. Vielleicht ist Er doch boshaft."
Einstein glaubte an einen Schöpfer, aber nicht an einen persönlichen Gott. Für ihn war das Wort "Gott" die Summe aller Gesetze und Ordnungen, nach denen diese Welt entstand und weiterbesteht. Auf die Frage eines New Yorker Rabbiners "Glauben Sie an Gott?" antwortete er ausweichend: "Ich bin kein Atheist… Das Problem ist für unseren begrenzten Geist zu gewaltig."
Einstein spürte eine große moralische und ethische Verantwortung. Für ihn war der Mensch in seinem Willen nicht frei. In der Schallplattenaufnahme "Mein Glaubensbekenntnis" für die Deutsche Liga der Menschenrechte bezog er sich am 10. November 1930 in Berlin auf den deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer:
"Jeder handelt nicht nur unter äußerem Zwang, sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit. Schopenhauers Spruch 'Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will', hat mich seit meiner Jugend lebendig erfüllt." Für ihn war das der Schlüssel, mit Humor und Realitätssinn die Fehler der Menschen ertragen zu können.
Einstein und die Wissenschaft
1941 verfasste Einstein in Princeton ein Manuskript für eine Rundfunkansprache zur Science Conference London. Einstein hatte großes Interesse an den neuesten technischen Errungenschaften, vor allem der Rundfunk und das Radio faszinierten ihn.
So hatte er in seiner Berliner Zeit im August 1930 die "7. Große Deutsche Funkausstellung und Phonoschau" eröffnet. Im Haus der Funkindustrie hielt er damals eine Rede an die "Verehrten An- und Abwesenden!"
Einstein bedachte die Tatsache, wie sehr der drahtlose Rundfunk die Welt zusammengerückt hatte und Menschen aus den verschiedensten Orten zusammenbrachte. Für Einstein war das das Werk großer Naturwissenschaftler und Techniker, die mit ihren Erkenntnissen den Rundfunk erst möglich gemacht hatten.
Hinter all diesen technischen Errungenschaften stand für ihn "die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers, nicht minder die konstruktive Fantasie des technischen Erfinders."
Einstein kannte die völkerverbindende Kraft des Rundfunks und der Wissenschaft. Das Tondokument ist ein Zeugnis für Einsteins philosophische Ader und Begabung.
(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 13.01.2020)