Die Besatzungszeit
In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs besetzen im April 1945 zunächst sowjetische Truppen die deutsche Hauptstadt Berlin. Kurz danach teilen die Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und UdSSR die Stadt in vier Besatzungszonen auf.
Gemeinsam wollen sie im Alliierten Kontrollrat das besetzte Land und die Stadt regieren. Eine Übereinkunft, die zum Scheitern verurteilt ist – denn schon nach kurzer Zeit wird deutlich, wie unterschiedlich die Pläne der Westmächte und der Sowjetunion für die weitere Entwicklung der Stadt und ganz Deutschlands sind.
So versucht jede Besatzungsmacht, in ihrer Zone und in ihrem Sektor die eigenen kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Vorstellungen durchzusetzen: Kapitalismus und parlamentarische Demokratie im Westen, Sozialismus und "Herrschaft der Arbeiterklasse" in Form der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Osten. Es kommt zu Konflikten in und um die Stadt.
Im März 1948 ziehen sich die sowjetischen Vertreter aus dem Alliierten Kontrollrat zurück, der damit nicht mehr arbeitsfähig ist. Als im Juni desselben Jahres die Westalliierten eine Währungsreform für ihre Besatzungszonen in Deutschland und Berlin verkünden, eskaliert die Situation.
Blockade und Luftbrücke
Nach sowjetischer Auffassung soll Berlin von der westlichen Währungsreform ausgenommen bleiben. Als Reaktion schalten die Sowjets die Stromversorgung von West-Berlin aus.
Und sie blockieren die Zufahrtswege: den Eisenbahnverkehr, die Verbindungsstraßen, die Binnenschifffahrt. West-Berlin mit seinen zwei Millionen Einwohnern kann nur noch aus der Luft versorgt werden.
Versorgung aus der Luft
Ab dem 26. Juni 1948 fliegen britische und vor allem amerikanische Maschinen Tag und Nacht nach West-Berlin und liefern, was zum Überleben notwendig ist: Lebensmittel, Kohle, Produktionsgüter.
Die "Rosinenbomber", wie sie von den Berlinern genannt werden, sind bis heute in dankbarer Erinnerung. Lucius D. Clay, der US-Militärgouverneur für Deutschland, wird zum Helden.
Tatsächlich sind die Kosten für die britischen und amerikanischen Steuerzahler enorm. Aber die Luftbrücke macht aus ehemaligen Besatzern nun "Beschützer". Und so erweist sie sich für den Westen auch als propagandistischer Coup im Kalten Krieg. Im Mai 1949 hebt die Sowjetunion die Blockade auf. Dennoch bleibt Berlin weiterhin eine geteilte Stadt.
Schlupfloch Berlin
1949 werden im Westen und Osten zwei deutsche Staaten gegründet: die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Als die DDR-Führung 1952 den "planmäßigen Aufbau des Sozialismus" beschließt, scheinen die Hoffnungen auf eine Einheit Deutschlands endgültig zerschlagen: Bautrupps ziehen Stacheldrahtzäune entlang der Grenze zur Bundesrepublik. Das Überschreiten der Grenze wird strafbar, auch das Überqueren der Sektorengrenzen in Berlin.
Dennoch bleibt die Stadt noch einige Jahre das Schlupfloch, durch welches viele DDR-Bürger Richtung Westen gehen. Um Freunde und Verwandte zu treffen und um die kapitalistische Warenwelt zu genießen. Oder aber, um ihre Heimat für immer zu verlassen.
Die Zahl derer, die für sich im Osten keine Zukunft mehr sehen, steigt beständig an. Es sind vor allem gut ausgebildete junge Menschen, die der DDR den Rücken kehren. Zwischen 1949 und 1961 sind es drei Millionen. Im Frühsommer 1961 täglich bis zu tausend Menschen. Dann zieht die politische Führung der DDR die Notbremse.
Der Kurfürstendamm 1954
Der Bau der Mauer
Am Sonntag, den 13. August 1961, riegeln Grenztruppen der DDR in den frühen Morgenstunden alle Übergänge nach West-Berlin ab. Wenig später folgen Stacheldraht und schließlich der Bau der Berliner Mauer. Die Berliner sind fassungslos, entsetzt und wütend, tragische Szenen spielen sich entlang der Sektorengrenze ab.
Aber die Menschen müssen den Mauerbau ohnmächtig mit ansehen. Auch dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt bleiben nur Appelle an die Westmächte. Doch die wollen keinen militärischen Konflikt mit den Sowjets riskieren. Solange West-Berlin zwar ummauert, aber nicht gefährdet ist, wollen sie keine Eskalation.
Die Berliner Mauer
Planet Wissen. 11.05.2023. 01:40 Min.. UT. Verfügbar bis 13.10.2027. WDR. Von Robert Schotter, Claudio Como.
Der Mauerfall
Mitte der 1980er blickt die Welt dann gespannt nach Moskau. Michail Gorbatschow, der neue Staats- und Parteichef, verkündet Reformen. In Ost-Berlin, der Hauptstadt der DDR, tut sich nichts. Als Ungarn im Sommer 1989 seine Grenzen nach Westen öffnet, beginnt eine Massenflucht von DDR-Bürgern – zunächst nur über Ungarn, später auch über die Botschaften in anderen sozialistischen Staaten.
Die Regierung Honecker verschließt sich weiter gegen Reformen. Das bringt schließlich die Menschen auf die Straße: Von Woche zu Woche steigt die Zahl der Demonstranten, zunächst in Leipzig, Anfang November dann auch in Berlin. Um einen Zusammenbruch zu verhindern, ist die Regierung dann doch zu Zugeständnissen an das Volk bereit. Sie will die Reisemöglichkeiten in den Westen erleichtern.
Am Abend des 9. November 1989 kündigt Günter Schabowski, ein führendes Mitglied der SED, dies auf einer internationalen Pressekonferenz an. Auf die Nachfrage, ab wann dies gelte, antwortet er – unautorisiert: "Meines Wissens sofort." Auch er kann nicht ahnen, welche Folgen dieser Satz haben wird.
Zehntausende Berliner strömen an die Grenzübergänge, und das Unfassbare geschieht: Nach einigem Zögern lassen die Grenzposten die Menschen passieren. Und noch in der Nacht können sie jubeln "Die Mauer ist weg". Knapp ein Jahr später sind beide deutsche Staaten wiedervereinigt. Und im Juni 1991 beschließt der Bundestag, hervorgegangen aus den ersten gesamtdeutschen Wahlen, dass Berlin wieder Hauptstadt Deutschlands werden soll.
"Die Mauer ist weg!"
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 20.09.2019)
Quelle: SWR